Mobilität
„Die Mobilität in meinem Unternehmen klimabewusster zu gestalten, ist ein wichtiges Thema. Welche Maßnahmen gibt es dafür? Und woher wissen wir, was bei uns zu tun ist?“
Auf einen Blick
Die Einführung eines strukturierten und systematischen „Betrieblichen Mobilitätsmanagements“ – kurz BMM – unterstützt Sie dabei, die Mobilität im Unternehmen kostengünstig und klimaschonend zu gestalten. Gleichzeitig ermöglicht es, die Mobilitätsabwicklung zu optimieren sowie die Mobilitätsangebote zu erweitern. Ansatzpunkte für eine Optimierung der betrieblichen Mobilität finden sich in jedem Unternehmen – unabhängig von Faktoren wie Branche und Größe sowie räumlicher Lage.
Bestandsaufnahme - einen Überblick bekommen!
Im BMM ist eine Fülle an Maßnahmen denkbar – doch längst nicht alle sind für jeden Betrieb und jedes Unternehmen geeignet. Um sich zu orientieren, hilft unter anderem eine Analyse Ihres Standorts, der Erreichbarkeit, des Fuhrparks und außerdem eine Befragung der Mitarbeitenden. Stück für Stück bekommen Sie durch diese Analysen ein immer genaueres Bild von Mobilitätsverhalten und den Mobilitätsbedürfnissen in Ihrem Unternehmen.
Aufbauend auf die Bestandsaufnahme werden dann Potenziale ermittelt, Ziele formuliert und entsprechende Maßnahmen ausgewählt.
Maßnahmen umsetzen: Das alles ist BMM!
Fahrradstellplätze, Elektroautos, weniger Geschäftsreisen – BMM bietet viele Ansatzpunkte. Bei der Maßnahmenauswahl kann es daher hilfreich sein, sich das Unternehmen, die Gebäude, Parkplätze und Außenanlagen zu visualisieren.
Im folgenden zeigen wir Ihnen viele Maßnahmen des BMM auf einen Blick:
1 Aus der Praxis
Im Rahmen des Projektes „Betriebliches Mobilitätsmanagement“ des Infozentrum UmweltWirtschaft (IZU) wurden zwei ausführliche Unternehmensbeispiele als Good Practice erstellt.
Das Unternehmen Eichenseher Ingenieure, Pfaffenhofen a.d.Ilm und die Bauer Unternehmensgruppe aus Weilheim i.OB lassen Sie an ihren individuellen Wegen in Richtung „Betriebliches Mobilitätsmanagement“ teilhaben.
Weitere Beispiele aus der Praxis finden Sie unter anderem auf folgenden Seiten:
- B.A.U.M. e.V.: Praxisbeispie zur Fahrradförderung in Unternehmen
- MdRzA: Webseminar "Beispiele aus der Praxis"
- mobil gewinnt: Praxisbeispiele zum Betrieblichen Mobilitätsmanagement
- Mobilikon: Online-Nachschlagewerk mit Praxisbeispielen für Kommunen
2 Organisation und Management
Projekte und Maßnahmen zur nachhaltigen Mobilität im Unternehmen oder Betrieb verlangen nach einem systematischen Management, damit durch relativ geringen Aufwand die Mobilitätsbedürfnisse optimal erfüllt werden können. Wie bei anderen Managementsystemen auch, kann sich der Aufbau des BMM am PDCA-Zyklus (Plan-Do-Check-Act) orientieren. Dieser beginnt in der Planungsphase („plan“) mit einer umfassenden Bestandsaufnahme zur Ermittlung des Status quo. Darauf aufbauend, werden Potenziale ermittelt, Ziele formuliert und entsprechende Maßnahmen ausgewählt. Im zweiten Schritt erfolgt die Umsetzung („do“) der ersten Maßnahmen. Im nächsten Schritt werden die bisher umgesetzten Maßnahmen evaluiert („check“) und die gesetzten Ziele überprüft. Um das BMM zu verstetigen, wird im vierten Schritt („act“) mit der Verbesserung oder Weiterentwicklung des BMM begonnen.
Beim Mobilitätsmanagement arbeiten unterschiedliche Akteure eines Unternehmens zusammen (beispielsweise Fuhrparkmanagement, Reisestelle, Nachhaltigkeitsbeauftragter, Umweltmanagementbeauftragter, Gebäudemanagement). Es bietet sich daher an, einen Mobilitätsmanager zu benennen. Dieser kümmert sich ganzheitlich und abteilungsübergreifend um die Thematik und koordiniert die mitwirkenden Akteure. Der Mobilitätsmanager führt zudem allein oder mit internen und externen Partnern Analysen durch, konzipiert Leitlinien und (multimodale) Mobilitätskonzepte, informiert Mitarbeitende und Geschäftsleitung, organisiert Veranstaltungen und sorgt für die Dokumentation und Evaluation der Kennzahlen und Ergebnisse.
- Europäische Metropolregion München e.V.: Leitfaden zum BMM - Arbeitsschritte Aufbau BMM (S. 8)
- Unternehmensnetzwerk Klimaschutz: IHK-Zertifikatslehrgang "Betriebliche:r Mobilitätsmanager:in"
- Unternehmensnetzwerk Klimaschutz: Interne Webplattform zum Thema betriebliche Mobilität
3 Bestandsaufnahme
Bevor ein Mobilitätskonzept erarbeitet und geeignete Maßnahmen zur Erreichung der definierten Ziele ergriffen werden können, bedarf es einer möglichst genauen Analyse der Ausgangssituation. Es können unter anderem folgende Analysen durchgeführt werden: Standortanalyse, Wohnstandortanalyse, Erreichbarkeitsanalyse, Fuhrparkanalyse, Dienstreiseanalyse sowie eine Befragung der Mitarbeitenden und die Bilanzierung der mit Mobilität verbundenen CO2-Emissionen. Bei guter Datenlage und insbesondere in kleinen Unternehmen können diese Analysen auch intern durchgeführt werden. Mit steigender Mitarbeiterzahl, Fuhrparkgröße und Komplexität der Gesamtsituation ist jedoch mitunter die Unterstützung durch externe Berater erforderlich.
- DEPOMM: Berater*innenliste mit spezialisierten Beratungsangeboten
- IHK Spezial Webinar: Betriebliches Mobilitätsmanagement (18:00-23:20 min)
- VDI: VDI-MT 5110 - Qualifikationsmerkmale für die Auswahl von befähigten Personen für Mobilitätsmanagement
Standortanalyse:
Hier analysieren Sie die Situation an Ihrem Unternehmensstandort. Der Leitfaden „Betriebliches Mobilitätsmanagement in Kommunen“ listet auf Seite 25 eine Reihe hilfreicher Fragestellungen auf, die Sie unter anderem bei einer Betriebsbegehung und mittels systematischer Zählungen abarbeiten können: Beachten Sie die ÖPNV-Anbindung (Taktfrequenz, Haltestellen), die Fußwegeinfrastruktur (Vorhandensein und Sicherheit der Gehwege, Situation für mobilitätseingeschränkte Personen) und den motorisierten Individualverkehr (Anzahl- und Auslastung der Parkplätze, Regularien der Parkraumbewirtschaftung). Ein wichtiger Bestandteil der Standortanalyse ist außerdem der Fahrradverkehr (Fahrradabstellanlagen, Dienstfahrräder, Umkleiden). Einen spezifischen Einstieg zur Abfrage der Fahrradfreundlichkeit bietet der 15-Fragen-Selbst-Check „Wie radfreundlich ist unser Unternehmen?!“ der Initiative „Fahrradfreundlicher Arbeitgeber“.
- MdRzA: Wie radfreundlich ist unser Unternehmen?!
- Zukunftsnetz Mobilität NRW: Betriebliches Mobilitätsmanagement in Kommunen - Standortanalyse (S. 25)
Wohnstandortanalyse:
Zur Erfassung der Wohnorte Ihrer Mitarbeitenden bietet sich eine Wohnstandortanalyse an. Bei dieser werden auf Basis anonymisierter Daten die Wohnstandorte der Mitarbeitenden kartiert. Mit Blick auf die Karte erkennen Sie dann, wo besonders viele Beschäftigte wohnen, wie die Entfernung zum Arbeitsort ist und ob öffentliche Verkehrsmittel genutzt werden könnten.
Für eine erste Analyse und grobe Einschätzung genügen die Postleitzahlen der Wohnstandorte der Mit arbeitenden. Zur Darstellung können gängige Kartendienste wie Google Maps und OpenStreetMap genutzt werden. Für genauere Darstellungen und Auswertungsmöglichkeiten sind jedoch spezielle Geoinformationslösungen erforderlich. Sofern Betriebsgröße und gewünschte Detailgenauigkeit der Analyse die internen Möglichkeiten übersteigen, bieten spezialisierte Beratungsunternehmen detailliertere Analysen und Auswertungen an.
Erreichbarkeitsanalyse:
Mittels einer Erreichbarkeitsanalyse (gegebenenfalls auf Basis der Wohnstandortanalyse) stellen Sie fest, wie gut der Standort oder die Standorte Ihres Unternehmens zu erreichen sind. Zur Verdeutlichung der Erreichbarkeit mit unterschiedlichen Verkehrsmitteln und zu Fuß sind Isochronen- und Zeitvergleichskarten nützlich. Diese können auch für die individuelle Beratung von Mitarbeitenden verwendet werden. Kostenfrei nutzbare Webanwendung zur Erstellung von Isochronenkarten sind beispielsweise:
Mitarbeitendenbefragung:
Neben der Auswertung von Wohnstandortdaten liefert eine Mitarbeitendenbefragung wertvolle Hinweise zu deren Mobilitätsverhalten. Achten Sie bei der Auswahl der Fragen darauf nach Jahreszeit und Witterung zu differenzieren.
- Klimaschutz Unternehmen: Vorlagenpaket zur Mobilitätsbefragung
- Zukunftsnetz Mobilität NRW: Betriebliches Mobilitätsmanagement in Kommunen - Analyse der Wohnstandorte und Verkehrsmittelnutzung der Mitarbeiter (S. 26)
Fuhrparkanalyse:
Ein nachhaltiges Fuhrparkmanagement beinhaltet eine kritische Analyse des Fuhrparks und des Be darfs, die Planung und Beschaffung nachhaltigerer Fahrzeuge sowie die effiziente Organisation des Fuhrparks. Hemmnisse für einen nachhaltigeren Fuhrpark sind beispielsweise das Festhalten an bestimmten Wagenklassen, Dienstwagen als Statussymbol sowie unverbindliche CO2-Reduktionsziele.
Erster Schritt einer Fuhrparkoptimierung ist die Fuhrparkanalyse. Stellen Sie fest, welche Strecken zu rückgelegt werden und wie gut die Fahrzeuge ausgelastet sind. Sorgen Sie für Transparenz bei den Fahrzeugkosten, indem Sie nicht nur Anschaffungs- und Tankkosten berücksichtigen, sondern auch Fixkosten wie Versicherungen und Steuern. Auch der Verwaltungsaufwand sollte berücksichtigt werden. Außerdem stehen Mitarbeitende während der Fahrt nicht mit ihrer Arbeitskraft zur Verfügung (Opportunitätskosten). Summieren Sie daher die Stunden, die Mitarbeitende im Auto verbringen.
Dienstreiseanalyse:
Analysieren Sie, wie oft Dienstreisen unternommen und welche Verkehrsmittel dabei genutzt werden. Beziehen Sie in die Analyse außerdem die Distanz sowie die Anzahl der gemeinsam reisenden Personen und (sofern sinnvoll) mitgeführtes Gepäck ein.
CO2-Bilanzierung:
Um festzustellen, wo in Ihrem Unternehmen die größten Hebel sind, um CO2 einzusparen, eignet sich eine Bilanzierung der Emissionen. Lesen Sie dafür Schritt 2: Strategie und Ziele auf dieser Seite.
4 Information der Beschäftigten
Die Einführung eines Betrieblichen Mobilitätsmanagements sollte von einer umfangreichen Informationskampagne begleitet werden und auch danach gilt es, das Interesse an nachhaltiger Mobilität aufrechtzuerhalten. Insbesondere bei der Einführung neuer Maßnahmen eignen sich Rundschreiben und Rundmails sowie Veranstaltungen zur Information der Mitarbeitenden. Im Rahmen von Betriebsversammlungen, Begehungen oder Monatsbesprechungen kann Mobilitätsmanagement thematisiert werden. Damit Informationen bei Bedarf und auf Abruf schnell und übersichtlich zur Verfügung stehen, ist es zudem sinnvoll, im Intranet eine Mobilitätsseite einzurichten. Gibt es eine Firmenzeitschrift oder eine Firmenapp, können dort ebenfalls Informationen, beispielsweise zur Ausleihe von Fahrradwerkzeug oder zum Vorgehen bei der Buchung eines Carsharing-Fahrzeugs, hinterlegt werden. Außerdem kann für aktuelle Aktionen und Wettbewerbe (siehe Unterpunkt Motivation der Beschäftigten) über diese Kanäle geworben werden. Damit neue Mitarbeitende von Beginn an informiert sind und beispielsweise die Reiserichtlinien kennen, sollten Mobilitätskonzepte im Rahmen der Einarbeitungsphase kommuniziert werden. Ein Infopaket in digitaler oder gedruckter Form kann ebenfalls ausgehändigt werden.
Das machen andere
- Wertgarantie Group: Trainings in kraftstoffsparendem Fahren für Mitarbeitende
- Wissenschaftsstadt Darmstadt: Informationskampagne zum Jobticket "mobiMAX
5 Motivation der Beschäftigten
Um Ihre Mitarbeitenden für eine nachhaltige Mobilität zu begeistern, können Sie neben reinen Informationsveranstaltungen auch an Wettbewerben teilnehmen und eigene Aktionen veranstalten. Ein großer überregionaler Wettbewerb ist die Aktion „Mit dem Rad zur Arbeit“ (MdRzA). Der Wettbewerb wird jährlich von ADFC und AOK veranstaltet und fordert die Teilnehmenden auf, innerhalb eines festgelegten Aktionszeitraums von drei Monaten an mindestens 20 Tagen den Weg zur Arbeit ganz oder in Teilstrecken mit dem Rad zurückzulegen. Unter den Teilnehmenden werden von den Initiatoren Sachpreise verlost. Darüber hinaus können Wettbewerbe wie „Mit dem Rad zur Arbeit“ intern mit zusätzlichen Preisen und Aktionen weiter aufgewertet werden.
Auch Fahrradaktionstage oder Mobilitätstage sind eine Möglichkeit, um Mitarbeitende über das Mobilitätskonzept zu informieren und für die Teilhabe zu begeistern. Ansprechend sind außerdem kleine, aber regelmäßig stattfindende Aktionen wie ein „Radlerfrühstück“.
Weitere Maßnahmen:
- Fahrradfreundlicher Arbeitgeber: "Zertifizierter Fahrradfreundlicher Arbeitgeber"
- RadKULTUR: Aktionsvorlage für Fotowettbewerb
- RadKULTUR: Aktionsvorlage für eine RadSchnitzeljagd
Das machen andere
- ebmpapst: Magazinbericht Aktion „Mit dem Rad zur Arbeit“ und Diensträder
- UmweltBank: Die Aktion Banker on Bike wird 20 Jahre alt
- Vaude: Anreiz Mobilitätslotto
6 Mobilitätsbudget statt Firmenwagen
Hinter einem Mobilitätsbudget verbirgt sich die Idee, dass verschiedene Mobilitätsdienstleistungen und Verkehrsmittel flexibel und bedarfsgerecht genutzt werden, ohne diese zwangsläufig auch zu besitzen. Grundsätzlich kann ein Mobilitätsbudget daher sämtliche denkbaren Verkehrsmittel, Nutzungs-, Sharing-, und Leasingoptionen enthalten. Bestandteile von Mobilitätsbudgets sind beispielsweise ein Jobticket, Fahrradleasing, ein Auto-Abo oder eine Bahncard. Das Konzept ist bislang bei Unternehmen noch kaum bekannt und verbreitet, jedoch grundsätzlich eine gute Ergänzung oder Alternative zum Firmenwagen. Für die Buchung von Verkehrsmitteln, die Abrechnung und auch die Versteuerung bieten auf dem Markt verfügbare Anbieter bereits Lösungen an.
Eine Car Policy, auch Dienst- oder Firmenwagenrichtlinie genannt, ist zunächst dafür geeignet, um die Nachhaltigkeit der Flotte beispielsweise durch klare CO2-Grenzwertfestlegung zu beeinflussen. Eine entsprechend formulierte Car Policy kann aber auch dazu beitragen, dass ein eigener Firmenwagen zugunsten anderer Möglichkeiten der Fortbewegung an Attraktivität verliert. Dies ist insbesondere dann der Fall, wenn es für Mitarbeitende vorteilhafter ist, auf einen eigenen Firmenwagen zu verzichten und das Angebot des Mobilitätsbudgets wahrzunehmen.
- compan-e: Car Policy für eine klimafreundliche Dienstwagenflotte - Bonus-Malus-System integrieren (S. 11)
- compan-e: Leitplanken für eine nachhaltigere Unternehmensmobilität
- Fraunhofer IAO: Mit dem Mobilitätsbudget zum klimaneutralen Unternehmen
- IZU-FAQ: Wie kann ich meinen Mitarbeitenden ein Mobilitätsbudget bereitstellen?
- MOBIKO: Einführung eines Mobilitätsbudgets - Why & How?
Das machen andere
- carano: Der Fuhrpark von morgen und wie die Elektrifizierung der Flotte gelingt
- SAP: Mobilitätsbudget für mehr Flexibilität und Nachhaltigkeit
7 Abstellplätze für Fahrräder
Ein paar Fahrradständer sollten reichen? Nicht unbedingt! Natürlich sind bereits einfache Möglichkeiten besser als nichts, doch wenn Sie Ihre Mitarbeitenden zum Umstieg auf das Fahrrad motivieren möchten, dann lohnt es sich, in Qualität und Attraktivität der Abstellanlagen zu investieren. Versehen Sie Fahrradabstellanlagen mit einem Dach und guter Beleuchtung und sorgen Sie für ausreichend Platz zwischen den abgestellten Rädern, sodass zügiges Ein- und Ausparken möglich ist. Damit niemand das Fahrrad über die Treppe schleppen muss, sollten Abstellanlagen ebenerdig angelegt sein. Wichtig ist außerdem ein guter, möglichst am Eingang zum Gebäude gelegener Standort. Zum einen betonen Sie mit einem verkehrsgünstigen und gut sichtbaren Standort den Stellenwert von Fahrradmobilität in Ihrem Unternehmen und zum anderen müssen Sie bei ungünstigen Standorten damit rechnen, dass diese Anlagen nicht oder kaum genutzt und die Fahrräder trotzdem eingangsnah abgestellt werden. Des Weiteren ist bei der Planung von Abstellanlagen zu berücksichtigen, dass es verschiedene Arten von Fahrradparksystemen gibt. Erhältlich sind beispielsweise Anlehnbügel, Einstellparker, Einstellparker mit Anlehnbügel, Doppelstockparker und sogenannte Fahrradkarussells. Die Systeme unterscheiden sich hinsichtlich Platzbedarf, Funktionalität, Diebstahlsicherheit und Kosten. Um das für die individuellen Bedürfnisse geeignete System auszuwählen, empfiehlt sich daher die Beratung durch einen Fachhändler.
- ADFC: Leitfaden Hinweise zur Planung von Fahrrad-Abstellanlagen
- Fahrradfreundlicher Arbeitgeber: Handbuch Fahrradfreundlicher Arbeitgeber - Aktionsfeld Infrastruktur (S. 37)
- MdRzA: Webseminar Radförderung, Fahrradparken & mehr
Förderprogramme
Fahrradabstellanlagen in der Nähe von Bahnhöfen werden im Rahmen der Bike+Ride Offensive gefördert. Allerdings können die Fördermittel aktuell nur von Kommunen und von Betrieben mit mindestens 25 Prozent kommunaler Beteiligung abgerufen werden. Informationen zum Förderprogramm finden Sie hier:
Das machen andere
8 Schutz vor Diebstahl
Da Fahrräder insbesondere durch den Trend zum E-Bike oder Pedelec tendenziell an Wert gewinnen, werden Mitarbeitende private Räder nur dann an den vorgesehenen Abstellplätzen zurücklassen, wenn sie diese als sicher erachten. Eine umsichtig geplante und beleuchtete Abstellanlage ist daher eine gute Basis, um abgestellte Räder vor Diebstahl zu schützen.
9 Fahrradwerkstatt und Verkehrssicherheit
Stellen Sie Ihren Mitarbeitenden für Reparaturen eine Servicebox mit Werkzeug oder eine kleine Werkstatt mit Ausstattung zur Verfügung. Die Fahrradwerkstatt ist außerdem ein passender Ort, um Mitarbeitende per Aushang über die Vorgaben zu informieren, die ein verkehrssicheres Fahrrad laut Straßenverkehrs-Zulassungs-Ordnung (StVZO) zu erfüllen hat. Vorgeschrieben sind unter anderem eine helltönende Klingel, Scheinwerfer und Rücklicht sowie zwei unabhängig funktionierende Bremsen.
Einen aktiven Beitrag zur Erhöhung der Verkehrssicherheit Ihrer Mitarbeitenden leisten Sie außerdem mit regelmäßigen Fahrradsicherheitschecks. Bei einem solchen Check wird beispielsweise die Funktion der Bremsen getestet und die Beleuchtung sowie der Reifendruck überprüft. Auch eine Überprüfung der korrekten Höhe von Lenker und Sattel kann Bestandteil des Tests sein.
Eine kleine, aber im wahrsten Sinne sichtbare Maßnahme ist die Ausgabe von Reflektor-Bändern oder Warnwesten an die Mitarbeitenden. Gerade in den Herbst- und Wintermonaten er höhen Warnwesten und Reflektor-Bänder die Sichtbarkeit und damit Sicherheit von Radfahrern im Straßenverkehr. Zudem können Sie diese bei einschlägigen Anbietern individuell mit dem Logo Ihres Unternehmens bedrucken lassen. Eine gute Möglichkeit, um Mitarbeitenden eine kleine Wertschätzung entgegenzubringen und zugleich Ihr Engagement im BMM nach außen zu tragen.
- Bike Magazin: Fahrrad-Werkstatt - Die wichtigsten Werkzeuge für zu Hause
- DVR: Checkliste Das verkehrssichere Rad
- DVR: Präventionsmaßnahme Sicherheit für den Radverkehr
- Stadt München: Radl-Sicherheitscheck
- Velo Nerd: Fahrradwerkzeug
Das machen andere
- Bio Verlag GmbH: Broschüre Mobilitätscheck
- Vaude: Klimafreundliche Mitarbeitermobilität
- Weleda: RadService-Punkt der Initiative RadKULTUR
10 Umkleidemöglichkeiten und Duschen
Neben der Bereitstellung von hochwertigen und gut platzierten Abstellplätzen können Sie weitere gezielte Maßnahmen ergreifen, um die Nutzung des Fahrrads auf dem Arbeitsweg angenehmer und damit attraktiver zu gestalten.
Da Fahrradkleidung nicht unbedingt auch Arbeitskleidung ist, unterstützen Sie Ihre Mitarbeitenden, in dem Sie Umkleideräume einrichten. Idealerweise sollten sich diese nahe an den Abstellanlagen oder im Eingangsbereich befinden. Für Funktionskleidung, Helme oder Rucksäcke sind zudem abschließbare Spinde praktisch und um zu vermeiden, dass nasse Kleidung oder Regenumhänge in den Büros oder Sozialräumen getrocknet werden, kann ein Trockenraum mit Wäscheleinen oder Wäscheständern eingerichtet werden. Auch die Bereitstellung einer Waschmaschine für verschmutzte Kleidung ist eine Überlegung wert. Außerdem sollte geprüft werden, ob für die Mitarbeitenden Duschen installiert oder bereits bestehende Anlagen geöffnet werden können. Damit fördern Sie nicht nur das Radfahren, sondern auch andere sportliche Aktivitäten wie Laufen in der Mittagspause.
Der ADFC empfiehlt, für die Betreuung der Räumlichkeiten eine verantwortliche Person zu benennen. Diese Person kümmert sich zudem um die Ausgabe der Schlüssel für Spinde oder Schließfächer.
Vorschläge und bebilderte Beispiele zur Gestaltung von Umkleidemöglichkeiten, Duschen und Trockenräumen finden Sie im ADFC Handbuch „Fahrradfreundlicher Arbeitgeber – leicht gemacht“ auf den Seiten 46 bis 50:
11 Fahrradfreundliches Betriebsgelände
Wenn Zäune, Tore, Fahrzeug- oder Personenschranken den Zugang zum Betriebsgelände begrenzen kann es für Beschäftigte unter Umständen schwierig sein, auf oder mit dem Fahrrad die vorgesehenen Abstellplätze zu erreichen. Ist dies der Fall, können Fahrradschranken, Fahrradschleusen oder sogenannten Drehtrommeln an den Eingängen Abhilfe schaffen. Auch Bodenschwellen und fehlende Radwege sind unangenehm und lassen sich gegebenenfalls beseitigen.
Sofern Fahrräder mit aufs Firmengelände dürfen, sollten Sie transparente und für alle gültige Regelungen aufstellen. Ist Radfahren erlaubt oder muss das Rad geschoben werden? Wo dürfen Räder abgestellt werden? Sind bestimmte (Rad-)Wege zu nutzen? Denken Sie auch an eine entsprechende Beschilderung und gegebenenfalls Kennzeichnung von Fahrradwegen. Sie beugen damit nicht nur Unfällen vor, sondern verhindern im Idealfall auch Ärger und Unmut zwischen Fußgängern, Radfahrern sowie Auto- und Lieferverkehr.
Skizzierte Darstellungen zur fahrraddurchlässigen Gestaltung eines umzäunten Geländes mittels Drehtrommel, Fahrradschranke oder Fahrradschleuse finden Sie im ADFC Handbuch „Fahrradfreundlicher Arbeitgeber – leicht gemacht“ auf Seite 44:
12 ÖPNV-Nutzung auf dem Arbeitsweg
Um Mitarbeitende zum Umstieg auf den öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) zu motivieren, sind gezielte Anreize nötig. Ein Umstieg vom Auto auf den ÖPNV gelingt vor allem dann, wenn sich die Anreisezeit nicht wesentlich verlängert, die Kosten idealerweise sinken und der Mitarbeitende den Um stieg beispielsweise hinsichtlich Stress, Bewegung und Gesundheit als persönliche Verbesserung bewertet. Es ist daher ungünstig, wenn Mitarbeitende den ÖPNV pauschal als zu umständlich ansehen und daher nicht ernsthaft in Erwägung ziehen. Dies liegt mitunter daran, dass vorhandene Möglichkeiten, insbesondere hinsichtlich einer multimodalen Nutzung wie beispielsweise die Kombination von Rad und Bahn, nicht erkannt werden. Informieren Sie daher allgemein, aber auch individuell über die Möglichkeiten eines nachhaltigen Arbeitsweges. Zuvor durchgeführte Standort- und Erreichbarkeitsanalysen sind hierbei eine gute Basis.
Motivieren Sie Ihre Mitarbeitenden außerdem, indem Sie durch einen Zuschuss Bus und Bahnfahren sehr günstig im Vergleich zur Anfahrt mit dem eigenen Pkw machen. Gleitzeitregelungen ermöglichen es Mitarbeitenden außerdem, Arbeitsbeginn und Ende auf die Fahrzeiten des ÖPNV abzustimmen. Doch auch wenn in Ihrem Betrieb oder Unternehmen keine großzügigen Gleitzeitregelungen möglich sind, könnten kleinere Verschiebungen im Schichtbeginn es mehr Mitarbeitenden ermöglichen, den ÖPNV zu nutzen. Insbesondere bei Schichtbetrieb kann es aber vorkommen, dass öffentliche Linien noch nicht oder nur in einem ausgedünnten Takt verkehren. In diesem Fall sind über den Betrieb bestellte Sammeltaxis oder eigene Shuttles denkbar. Liegt das Unternehmen grundsätzlich zu weit vom nächsten Haltepunkt entfernt, könnten regelmäßig verkehrende Shuttlebusse Abhilfe schaffen. Gerade in Gewerbegebieten können solche Shuttlebusse auch in Kooperation mit benachbarten Unternehmen betrieben werden.
Stellen Sie in den Eingangsbereich einen Mobilitäts- oder Infoscreen. Auf dem Monitor werden dann die Abfahrtszeiten der relevanten ÖPNV-Linien angezeigt, sodass Mitarbeitende auch ohne den ständigen Blick in Apps und Fahrpläne informiert sind und sich vielleicht eher motiviert fühlen den ÖPNV zu nutzen. Einige Verkehrsverbünde wie beispielsweise der Münchner Verkehrs- und Tarifverbund (MVV) bieten zu diesem Zweck vorgefertigte Anwendungen (Widgets) an, die sich individuell konfigurieren und dann per Quellcode in die Firmenwebseite einbinden lassen.
Auf der Internetseite des IZU informieren wir Sie in einem FAQ darüber, wie Sie Ihren Mitarbeitenden ein Jobticket zur Verfügung stellen können. Jobtickets sind Monats- oder Jahresfahrkarten, die Unternehmen bei einem Verkehrsunternehmen erwerben und an die Mitarbeitenden weitergeben. Auch das Deutschland-Ticket wird von der Deutschen Bahn und regionalen Verkehrsverbünden als Jobticket angeboten.
Das machen andere
- Mobil gewinnt: Gute Beispiele für die betriebliche Praxis
- VAUDE: Klimafreundliche Mitarbeitermobilität
13 Förderung von Fahrgemeinschaften
Nicht alle Mitarbeitenden können auf den ÖPNV oder das Fahrrad umsteigen. Erhöhen Sie daher bei dieser Gruppe den sogenannten Pkw-Besetzungsgrad, indem Sie Fahrgemeinschaften unterstützen. Fahrgemeinschaften senken den Druck auf die vorhandenen Stellplätze, was gerade dann von Bedeutung ist, wenn es zu wenige betriebseigene Parkplätze gibt und Mitarbeitende bei der Anfahrt lange nach einem Parkplatz suchen. Sie fördern unternehmensinterne Fahrgemeinschaften mit einer Mitfahrbörse im Intranet oder am Schwarzen Brett.
Um die Wertschätzung von Fahrgemeinschaften zu betonen und einen zusätzlichen Anreiz zur Gründung solcher zu setzen, können Sie für Fahrgemeinschaften bevorzugte Parkplätze ausweisen. Diese sollten kostenfrei sein und sich näher am Eingang befinden als die übrigen Parkplätze. Bieten Sie Fahrgemeinschaftsnutzern außerdem eine Mobilitätsgarantie bei Notfällen oder im Falle einer kurzfristigen Absage des Fahrers. Die Mitarbeitenden dürfen dann beispielsweise ein Poolfahrzeug für die Heimfahrt nutzen oder ein Firmenfahrrad leihen.
Große Fahrgemeinschaftsportale bieten Pendlern die Möglichkeit, online nach Mitfahrenden zu suchen oder selbst Angebote zu schalten. Zudem gibt es kleinere regionale Plattformen wie MiO (Mitfahren im Oberland), MAX (Mobil.Alternativ.Flexibel für Würzburg, Schweinfurt) und SAMi (Starnberg Ammersee Mitfahren). Diese Plattformen stehen aktuell nur den Mitarbeitenden der teilnehmenden Unternehmen zur Verfügung und sind daher weniger anonym.
- Pendlernetz: Die Mitfahrplattform für alle
- Pendlerportal: Das Mobilitätsportal für fortschrittliche Fahrgemeinschaften
- Step Mobility: Informationsveranstaltungen zu MAX, MiO und SAMi
- Vereinigte Lohnsteuerhilfe e.V.: Als Fahrgemeinschaft zur Arbeit fahren
Das machen andere
- Mobil gewinnt: BSH Haugeräte GmbH - Kurzes Video zum Mobilitätsmanagement
- Mobil gewinnt: Zukunftscampus Jülich - Pendlerportal Zukunftscampus (Seite 24)
- VAUDE: Anreiz Mobilitätslotto
14 Elektromobilität
Bevor Sie Ihren Fuhrpark, sofern es einen eigenen erfordert, auf E-Mobilität umstellen, ist es hilfreich zu analysieren, welche Ansprüche das Unternehmen an seinen Fuhrpark hat. Dies kann auf Basis einer Fuhrparkanalyse geschehen. Stellen Sie fest, wofür die Fahrzeuge genutzt werden, beispielsweise für Außendienst, Vertrieb, Gelegenheitsfahrten und welche Reichweite dafür erforderlich ist. Außerdem muss geklärt werden, wo und wann die Fahrzeuge aufgeladen werden und wie die Ladeinfrastruktur organisiert werden wird. Im Zuge dieser Überlegungen sollte außerdem die Möglichkeit der Sektorenkopplung mit einer bestehenden oder noch zu errichtenden Photovoltaik-Anlage bedacht werden. Dies bedeutet, dass der durch eine firmeneigene Photovoltaik Anlage produzierte Strom direkt vor Ort zum Aufladen der Elektro-Fahrzeuge genutzt wird.
Wählen Sie dann entsprechend Ihrem individuellen Nutzungsprofil geeignete Fahrzeuge sowie eine (intelligente) Ladeinfrastruktur aus. Eine intelligente Ladeinfrastruktur hat den Vorteil, dass ein Lade- und Lastmanagement möglich ist. Es empfiehlt sich eine stufenweise Umstellung, damit erste Erfahrungen noch berücksichtigt werden können. Außerdem sind bei der Planung die Lieferzeiten für E-Fahr zeuge und Ladeinfrastruktur mit einzukalkulieren. Alternativ kann der Aufbau der Ladeinfrastruktur auch an einen spezialisierten Dienstleister ausgelagert werden. Dieser kümmert sich um Beschaffung und Installation und sorgt für einen reibungslosen Betrieb. Spezielle Flottenmanagementsysteme wie die von Fraunhofer IAO entwickelte Plattform ubstack® ermöglichen nicht nur die vollautomatische Buchung von Firmenfahrzeugen, sondern auch die Verwaltung der vorhandenen Ladeinfrastruktur. Auch der Zugriff auf externe Mobilitätsdienste wie Carsharing ist grundsätzlich möglich.
Wenn die Ladestationen des Unternehmens kostenfrei zum Laden privater Fahrzeuge genutzt werden dürfen, dann wird dies aktuell nicht als geldwerter Vorteil angesehen und ist somit eine steuerfreie Bonusleistung für Mitarbeitende.
Neben Ladestationen für E-Autos sollten auch Ladestationen für E-Bikes und Pedelecs vorhanden sein. Hierfür bietet es sich an, neben der Fahrradabstellanlage einen Ladeschrank zu installieren. E-Bike-Akkus brennen zwar nur sehr selten, dennoch ist es ratsam, diese in speziellen Ladeschränken zu laden. Damit überhaupt möglichst viele Mitarbeitende vom Auto auf die relativ teuren E-Bikes und Pedelecs umsteigen, können Sie die Anschaffung fördern, indem Sie privat nutzbare E-Bikes als Firmenfahrräder anschaffen.
Weitere Informationen
- ADAC: E-Auto laden beim Arbeitgeber: Die wichtigsten Informationen
- Fraunhofer IAO: ubstack - Die intelligente Cloud-Plattform für den wirtschaftlichen Betrieb von (E-)Fahrzeugflotten
- IHK München und Oberbayern: Elektromobilität im Unternehmen etablieren
- IHK Regensburg: Elektromobilität in Unternehmen - Toolkit (S. 25)
- IHK Schwaben: Webinar IHK Spezial - Elektro-Autos im Fuhrpark
- IZU-FAQ: Wie kann ich meinen Mitarbeitenden Firmenfahrräder bereitstellen?
- PVP4Grid Projekt: Photovoltaik und Elektromobilität sinnvoll kombinieren
Förderprogramme
- IZU-Förderfibel: Förderrichtlinie - Öffentlich zugängliche Ladeinfrastruktur für Elektrofahrzeuge in Deutschland (in Kraft bis 31. Dezember 2025)
- IZU-Förderfibel: Förderung von leichten und schweren Nutzfahrzeugen mit alternativen, klimaschonenden Antrieben und dazugehöriger Tank- und Ladeinfrastruktur - KsNI (gültig bis 31. Dezember 2026)
Das machen andere
15 Umnutzung von Parkraum
Sind am oder auf dem Firmengelände genügend (kostenfreie) Parkplätze vorhanden, dann kommen nach Informationen des Umweltbundesamts mehr Mitarbeitende mit dem eigenen Auto zur Arbeit, als wenn dies nicht der Fall ist. Wenn es für die Mitarbeitenden gute Alternativen zur Anreise mit dem eigenen Pkw gibt, können daher Maßnahmen er griffen werden, welche Pkws gegenüber Fahrrädern, Fahrgemeinschaften und dem ÖPNV benachteiligen. Die restriktivste Maßnahme sind gebührenpflichtige Parkplätze im Rahmen einer Parkraumbewirtschaftung. Aber auch eine Verknappung des Parkplatzangebots kann zur Suche nach Alternativen anregen. Weisen Sie daher die besten Plätze für Fahrgemeinschaften aus oder nutzen Sie Parkplätze für die Erweiterung Ihrer Fahrradabstellanlagen. Eingangsnahe Parkplätze könnten außerdem zu einer schönen Terrasse für die Mitarbeitenden umgestaltet werden oder Sie verwandeln Parkplätze in Grünflächen oder eine Blühwiese.
Nicht nur Mitarbeiterparkplätze sollten betroffen sein. Wenn die Geschäftsleitung auch weiter hin direkt am Eingang parken darf, die anderen Mitarbeitenden jedoch nicht, wirken die Anstrengungen für mehr Nachhaltigkeit schnell unglaubwürdig und demotivierend.
Das machen andere
16 Weniger Geschäftsreisen
Eine Studie im Auftrag des Umweltbundesamts hat ergeben, dass die Teilnahme an einer einstündigen Videokonferenz Treibhausgasemissionen von 55 g CO₂(eq) verursacht. Ein Wert, der sich mit einer Pkw Fahrt von 260 Metern vergleichen lässt. Es lohnt sich daher, die Anzahl der Reisen zugunsten von Videokonferenzen zu reduzieren. Da die Häufigkeit von Geschäftsreisen sowie die Wahl der Verkehrsmittel meist einer gelernten und gelebten Unternehmenskultur folgt, sollte unter Berücksichtigung der Bedürfnisse unterschiedlicher Abteilungen, Positionen oder Berufsgruppen die Reiserichtlinie entsprechend angepasst werden. Im Anschluss liegt es dann zunächst an den Führungskräften, die neuen Regelungen umzusetzen und mit gutem Beispiel voranzugehen.
Bieten Sie, sofern nötig, Schulungen für die Durchführung von Videokonferenzen an und stellen Sie Informationen und Tipps zu den im Unternehmen verfügbaren Videokonferenz Systemen zusammen. Etablieren Sie außerdem transparente Regelungen für die Genehmigung von Reisen und die Wahl der Verkehrsmittel. Da es auch bei sorgfältig formulierten Reiserichtlinien gegebenenfalls Spielraum für Interpretationen gibt, können Vorgesetzte oder eine Reisestelle als prüfende Instanz fungieren.
- B.A.U.M. e.V.: #MobilityPolicy - Mobilitätsrichtlinien - Wie viel Nachhaltigkeit steckt drin? (S. 11)
- UBA: Lebenszyklusbasierte Datenerhebung zu Umweltwirkungen des Cloud Computing
17 Nachhaltigkeit auf Geschäftsreisen
Entsprechende Formulierungen in der Reiserichtlinie fördern die Nutzung von öffentlichen Verkehrsmitteln auf Dienst- und Geschäftsreisen. Die Regelungen können so gestaltet sein, dass vorrangig Bus und Bahn gewählt werden müssen und Poolfahrzeuge nur dann genutzt werden dürfen, wenn eine Anreise mit öffentlichen Verkehrsmitteln nicht möglich ist oder mehrere Mitarbeitende gemeinsam reisen. Im Rahmen einer Anpassung der Reiserichtlinie gilt es, auf eindeutig nachhaltige Formulierungen zu achten, um den gewünschten Effekt zu erzielen. Eine Formulierung zur primären Nutzung der Bahn könnte beispielsweise lauten: „Die Bahn ist auf allen innerdeutschen Dienstreisen als Verkehrsmittel zu bevorzugen.“ Eine Regelung zur Nutzung des Flugzeugs könnte wie folgt formuliert sein: „Flüge sind bei Entfernungen unter 600 Kilometer sowie innerhalb Deutschlands generell unzulässig.“
Eine weitere Maßnahme, die den Umstieg auf die Bahn befördern kann, ist die Anschaffung der Bahncard Business für häufig reisende Mitarbeitende. Die Bahncard Business kann auch privat genutzt werden und ermöglicht damit kostengünstiges Bahnfahren in Beruf und Freizeit. Auch die überregionale Gültigkeit des Deutschland-Tickets sorgt für eine Vereinfachung bei der nachhaltigen Durchführung von Geschäftsreisen. Eine weitere denkbare Maßnahme ist es zu vereinbaren, dass ab einer bestimmten Fahrtdauer die 1. Klasse gebucht werden darf, womit ein Anreiz entsteht, auch bei längeren Fahrten die Bahn statt des Flugzeugs zu nutzen.
Kostenpflichtige Webanwendungen zeigen bei Eingabe der Start und Zieladresse unterschiedlichste inter- und multimodale Verbindungen zu Fuß, mit Bus und Bahn, dem Fahrrad oder Carsharing-Fahrzeugen an. Die kostenfreie Wohin du Willst-App bietet ein ähnliches Angebot und ist auf die Bedürfnisse von Unternehmen anpassbar. Für multimodale Fahrtwege bieten sich zudem Falträder an. Diese können kostenfrei in der Bahn mitgenommen und für eine flexible An- und Weiterreise genutzt werden.
- bahn.business: BahnCard Business
- MOBIKO: Webinar Green Nudging - Mitarbeitende zu nachhaltigen Geschäftsreisen motivieren
- #MobilityPolicy: Formulierungsempfehlungen für Mobilitätsrichtlinie - Empfehlungen
- Wohin Du Willst-App
Das machen andere
- Barmenia: Mitarbeiter- und Lieferantenwege
- Naturstrom AG: Nachhaltigkeitsbericht der NATURSTROM AG - Dienstreisen und Fuhrpark (S. 48)
- PRIOR1: MOBILITÄTSKONZEPT - Maßnahmen zur Förderung der Bahnnutzung (S. 4)
18 Carsharing
Carsharing kann als sinnvolle Ergänzung und insbesondere bei Unternehmen mit geringer Fahrzeugauslastung auch als Ersatz zum eigenen Fuhrpark eingesetzt werden. Ein Vorteil des Carsharings ist die große Flexibilität bezogen auf die Anzahl der benötigten Fahrzeuge sowie des genutzten Fahrzeugtyps. Da Carsharing Anbieter über größere und kleinere Fahrzeuge verfügen, können Mitarbeitende nicht nur eigene Präferenzen berücksichtigen, sondern je nach Länge, Ziel und Zweck der Tour auch das optimale Fahrzeug wählen. Ein weiterer Vorteil von Carsharing ist, dass viele Anbieter bereits Elektrofahrzeuge im Angebot haben und für Unternehmen somit die Möglichkeit besteht, Elektromobilität unkompliziert auszuprobieren oder ohne eigene Investitionen auf Elektromobilität umzusteigen.
Für ein zuverlässiges Angebot an Fahrzeugen während der Geschäftszeiten ist es sinnvoll, beim Anbieter häufig genutzte Zeiten vorab zu reservieren. Diese Blockbuchungen können dann von Mitarbeitenden in individuelle Buchungen umgewandelt werden. Darüber hinaus gibt es auch die Möglichkeit des sogenannten Corporate Carsharings. Bei diesem Modell stehen die Fahr zeuge ausschließlich dem Unternehmen zur Verfügung.
- bcs: fact sheet Nr. 4 - CarSharing für gewerbliche Kunden
- IHK München und Oberbayern: Carsharing – Vorteile, Modelle, Nutzungsmöglichkeiten
Das machen andere
- bcs: CarSharing für gewerbliche Kunden – Praxisbeispiele
- mobil gewinnt: Stadtwerke Pfaffenhofen - Über pulsierendes Fahrzeug-Sharing zu einer neuen Mobilität für Pfaffenhofen
19 Logistik und Kundenverkehr
Betriebliches Mobilitätsmanagement bezieht auch Logistik und Kundenverkehr ein. Sie sind ein fahrradfreundliches Unternehmen? Dann ermutigen Sie doch auch Ihre Kundinnen und Kunden, Geschäftspartner und Dienstleister dazu mit dem Fahrrad zu kommen. Wenn Sie beispielsweise auf Ihrer Webseite Anreiseinformationen zur Verfügung stellen, dann ergänzen Sie diese mit entsprechenden Hinweisen für Fahrradfahrer. Sofern Sie externe Besucher jedoch zur Anreise mit dem Fahrrad ermutigen, sollten diese auch bei der Einrichtung von Fahrradstellplätzen Berücksichtigung finden, mit eingangsnahen und beschilderten Abstellmöglichkeiten.
Größere Unternehmen und solche mit mehreren Standorten legen für Transporte oft beachtliche Strecken auf dem Werksgelände und zwischen den Standorten zurück. Für kleinere Botenfahrten zwischen Standorten oder Gebäuden kann möglicherweise auf Fahr- oder Lastenfahrräder umgestiegen werden. Um dies zu erleichtern, bieten sich eingangsnah positionierte Fahrräder und Lastenfahrräder zum kurz zeitigen Gebrauch an. Auch E-Autos oder E-Lkws sind gerade auf der Kurzstrecke eine praktikable Möglichkeit und zudem ein guter Einstieg in die Elektromobilität.
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Das machen andere
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