Energie
„Wir müssen unseren Energieverbrauch senken! Um Kosten zu sparen und unsere Klimaziele zu erreichen. Aber ist ein Energiemanagement dafür wirklich nötig? Können wir Einsparungen nicht auch ohne so viel Aufwand erzielen?“
Auf einen Blick
Energiemanagement ist ein Instrument, um den Energieeinsatz in einem Unternehmen – vom Energieeinkauf bis zum Energieverbrauch – systematisch zu optimieren. Das Management umfasst neben technischen auch organisatorische Aspekte. Mit Hilfe von Messdaten, Kennzahlen und Energiebuchhaltung werden Energieverbrauch und Energiekosten laufend überprüft, um die Entwicklung bei Bedarf zu korrigieren. Ziel ist eine dauerhafte Steigerung der Energieeffizienz bzw. eine Senkung der Energiekosten.
Die systematische Auseinandersetzung mit dem Thema Energie im Rahmen eines Energiemanagements bietet viele Vorteile gegenüber der ungezielten Umsetzung einzelner Maßnahmen. Mit einem Energiemanagementsystem (EMS) wird zunächst Energietransparenz hergestellet, also ein Überblick über alle Energieströme im Unternehmen gewonnen. Anschließend können geeignete Maßnahmen identifiziert und umgesetzt werden. Wenn das Potential der Einsparung und Effizienzsteigerung ausgeschöpft ist, kann der Ausbau von Erneuerbaren Energien ein weiterer wichtiger Schritt zum Klimaschutz sein.
Vorteile
In jedem Unternehmen gibt es Schwachstellen, die unnötigen Energieverbrauch und Kosten verursachen. Spontane Sofortmaßnahmen und beliebte Einzelmaßnahmen, z. B. der Einsatz von LED-Beleuchtung, wirken aber zumeist nur vorübergehend oder begrenzt.
Das Diagramm zeigt, dass es bei lediglich reaktiven und spontanen Energieeinsparmaßnahmen ohne EMS zu schwankenden Energiekosten kommt.
Die wirklich großen Effizienzgewinne können Sie nur durch eine systematische und dauerhafte Betrachtung des Unternehmens, seiner Produktionsprozesse und der Energieverbräuche erzielen. Ein EMS hilft Ihnen, einen kontinuierlichen Verbesserungsprozess in Gang zu bringen.
Rechtliche Anforderungen für Unternehmen
(Alle Angaben ohne Gewähr)
Nach dem Energiedienstleistungsgesetz (EDL-G) sind Unternehmen, die nicht zu der Gruppe der „kleinen oder mittleren Unternehmen“ (KMU) gehören, verpflichtet, mindestens alle vier Jahre ein Energieaudit von akkreditierten Experten durchführen zu lassen.
Weitere Informationen zum EDL-G finden Sie im Merkblatt für Energieaudits des BAFA.
Das Energieeffizienzgesetz (EnEfG), welches am 18. November 2023 in Kraft getreten ist, erweitert nun die Anforderungen an Unternehmen nach dem EDL-G. So werden Unternehmen (auch KMU) mit einem durchschnittlichen Gesamtenergieverbrauch pro Jahr von über 7,5 Gigawattstunden (GWh) verpflichtet, ein Energie- oder Umweltmanagementsystem einzuführen. Zusätzlich sind Unternehmen mit einem durchschnittlichen Gesamtenergieverbrauch an 2,5 GWh pro Jahr verpflichtet, Umsetzungspläne für Energiesparmaßnahmen zu erstellen und veröffentlichen.
Weitere Informationen finden Sie im Merkblatt für Energieeffizienz des BAFA.
Auch wenn Sie nicht in den Rahmen dieser Gesetze fallen ist es sinnvoll sich mit dem Thema ernsthaft zu beschäftigen und ihren Betrieb zukunftssicher zu gestalten.
Energiemanagementsysteme (EMS)
EMS laufen nach einem Schema ab, das in seinen Grundzügen dem kontinuierlichen Verbesserungsprozess (dem PDCA-Zyklus) im Umweltmanagement entspricht, und welches Sie auch vom Klimamanagementansatz dieser Webseite schon kennen (siehe Schritt 3: Umsetzung).
Grundlegend ist ein konkreter Beschluss, der von der Unternehmensleitung getragen werden muss. Anschließend erfolgt die Planung und Umsetzung. Für eine erfolgreiche Umsetzung ist es sinnvoll, die Mitarbeitenden in diesen Prozess einzubeziehen (siehe Schritt 4: Kommunikation). So wird die Aufmerksamkeit auf den sparsamen Umgang mit Energie gelenkt und die Mitarbeitenden werden motiviert, sich mit dem Energiemanagement zu befassen.
Es gibt unterschiedliche etablierte Ansätze wie ein Energiemanagement erfolgreich aufgebaut werden kann, z. B:
Nach der VDI-Richtlinie 4801:
Gerade für kleinere Unternehmen kann es hilfreich sein, nicht sofort mit einer zertifizierbaren Norm zu starten, sondern mit vereinfachtem Vorgehen, z. B. nach dieser VDI-Richtlinie. Bei der Umsetzung können Sie sich diese Anwendungshilfe von Bernd Maur Consulting zusammen mit weiteren Arbeitshilfen kostenfrei herunterladen.
Nach der internationalen Norm ISO 50001:
Ein EMS nach dieser Norm basiert auf dem PDCA-Zyklus und kann unabhängig von bestehenden Managementsystemen implementiert oder in bereits bestehende Managementsysteme integriert werden. Sie kann von Organisationen unterschiedlicher Größenordnung angewandt werden und ist zertifizierbar. Weiterführende Informationen finden Sie beim Umweltbundesamt.
Angelehnt an die ISO 50001 ist die Norm ISO 50005:
In dieser Norm wird ein vereinfachtes Verfahren zur Erstellung eines Energiemanagements beschrieben, welches den Anwenderkreis der 50001-Norm auf kleine und mittlere Unternehmen erweitern soll, indem es die Anforderungen für eine Zertifizierung entsprechend den Möglichkeiten des Unternehmens anpasst. Weiterführende Informationen finden Sie beim Umweltbundesamt.
Über das Umweltmanagementsystem EMAS (Eco Management and Audit Scheme):
Das europäische Umweltmanagementsystem umfasst neben dem Thema Energie noch weitere Umweltauswirkungen Ihres Unternehmens. So können Sie an der Verbesserung Ihrer gesamten Umweltleistung arbeiten. Weitere Informationen finden Sie auf der EMAS-Seite.
- VDI-Richtlinie 4801: Bernd Maur Consulting, Anwendungshilfe
- ISO 50001: UBA, Internationale Energiemanagementnorm ISO 50001
- ISO 50005: UBA, ISO 50005
- EMAS: EMAS, Umwelt nachhaltig nutzen, Effizienz steigern
Ziele eines EMS
1 Energietransparenz herstellen
Ziel des EMS ist es zunächst Energietransparenz herzustellen. Denn um die Energieeffizienz zu verbessern, ist das Messen und Bewerten der Energieverbräuche das A und O.
Energietransparenz ist das Ergebnis eines gut organisierten und konsequent betriebenen Energiecontrollings mit den folgenden Elementen:
- systematische Messung
- Datenaufbereitung und Verbraucherzuordnung
- sinnvolle Kennzahlenbildung
- grafische Darstellung
- kontinuierliche Überprüfung
Generell sollte bei der Herstellung der Energietransparenz entgegen des Energieflusses vorgegangen werden. Die Betrachtung startet somit bei der Verwendung der Energie und geht dann über zur Verteilung und hin zur Bereitstellung. So gehen Sie sicher, erst den Energiebedarf zu senken, dann das Verteilsystem auf den neuen niedrigeren Energiefluss auszulegen und dann die Bereitstellung zu optimieren, z. B. mit erneuerbaren Energien.
Weitere Informationen und Hilfestellung finden Sie auf der Webseite des Energie-Atlas Bayern im Bereich "Unternehmen".
2 Handlungsfelder kennen
Es gibt vielfältige Ansätze und Maßnahmen zur Erhöhung der Energieeffizienz. Typische Bereiche sind: Produktion, Gebäude, Mobilität/Logistik, Einkauf und Anlagenbeschaffung.
Viele Unternehmen haben bereits klassische Maßnahmen aus dem Bereich der Querschnittstechnologien umgesetzt (z. B.: LED-Beleuchtung oder effiziente Pumpen). Mit komplexeren Maßnahmen, wie etwa im Bereich der Abwärmenutzung, Prozess- und Anlagenoptimierung oder organisatorischen Ansätzen tun sich Unternehmen dagegen häufig schwerer. Aber gerade dort liegen oft die größten Einsparpotentiale. Zudem gibt heute zahlreiche attraktive Förderungen, die Effizienzmaßnahmen umfangreich unterstützen.
Weitere Informationen und Hilfestellung finden Sie auf der Webseite des Energie-Atlas Bayern im Bereich "Unternehmen".
Tipps
Hier finden Sie eine Checkliste mit verschiedenen Energiespar-Maßnahmen aus allen genannten Bereichen sowie relevanten Förderungen:
3 Erneuerbare Energien ausbauen
Wenn die Einsparpotentiale ausgeschöpft sind, ist der nächste Schritt, den Ausbau von erneuerbaren Energien vor Ort anzugehen. Hier gibt es viele Möglichkeiten:
- Solarenergie: Strom aus Photovoltaik-Anlagen oder Wärme mit Solarthermie sind effektive Möglichkeiten zur lokalen Energiegewinnung.
- Oberflächennahe Geothermie: Energie aus dem Erdreich mittels einer Wärmepumpe zu Nutzen, spielt für die zukünftige Dekarbonisierung des Wärmebereichs eine wichtige Rolle. Auch Unternehmen können profitieren.
- Bioenergie: Biomasse kann zur Wärme- und Stromproduktion genutzt werden, aber auch als Kraftstoff und ist dabei entweder als Feststoff, gasförmig oder flüssig einsetzbar.
- Abwärme: Auch die eigene, nicht vermeidbare Abwärme kann genutzt werden. Prüfen Sie unbedingt Ihr Potenzial dieser oft übersehenen Energiequelle. Auch andere Betriebe aus der näheren Umgebung oder Biogasanlagen haben teils beträchtliche Abwärmemengen, die sie nicht selbst nutzen können. So kann es in beiderseitigem Interesse sein, eine Energiepartnerschaft einzugehen und die Abwärme zu nutzen.
- Windenergie: Prüfen Sie, ob an Ihrem Standort ein Potenzial besteht und eine Windenergieanlage genehmigungsfähig ist. Mit Änderungen bei den Abstandsregeln bezüglich der Windkraftnutzung ergeben sich neue Nutzungsmöglichkeiten gerade auch für Unternehmen.
Hier geht es zu den Themen im Energie-Atlas Bayern:
- Energie-Atlas Bayern: Solarenergie
- Energie-Atlas Bayern: Oberflächennahe Geothermie
- Energie-Atlas Bayern: Biomasse
- Energie-Atlas Bayern: Abwärme
- Energie-Atlas Bayern: Wissensplattform Wind