Grundwissen
Überblick über Standards, Plattformen und Abkürzungen
Auf dem Weg zum klimafreundlichen Unternehmen stolpert man oft über Begriffe und Abkürzungen, die schnell verwirrend sein können. Bei vielen Schritten sieht man sich außerdem mit einer Vielzahl von Standards und Normen konfrontiert. Für all jene Momente, in denen Sie nicht ganz weiterwissen, folgt nun eine Zusammenstellung und Erklärung der wichtigsten Standards, Begriffe und Abkürzungen.
1. Standards
Im Umweltbereich existieren vielfältige Standards von unterschiedlichen Organisationen. Die Standards sollen unternehmerische Bemühungen im Bereich Umwelt- und Klimaschutz unterstützen, Transparenz schaffen und einen Wiedererkennungswert bieten.
Die Standards können sich dabei auf unterschiedliche Teilbereiche des betrieblichen Umwelt-/Klimaschutzes beziehen. Wir zeigen hier eine Auswahl der gängigsten Standards für die Bereiche Nachhaltigkeitsberichterstattung, Klimabilanzierung und Klimaneutralität im Unternehmen auf.
1.1 Reporting Standards
Diese Standards beziehen sich auf den Nachhaltigkeitsbericht eines Unternehmens.
CDP
Das CDP (ehemals Carbon Disclosure Project) ist eine investorengetriebene NPO, die sich zum Ziel gesetzt hat, Umweltdaten von Unternehmen transparent zu machen. Das CDP Scoring ist inzwischen sehr verbreitet. Unternehmen werden nach Transparenz und Performance gerankt.
LRQA ist CDP-Verifizierungspartner und verifiziert unabhängig die Genauigkeit, Glaubwürdigkeit und Vollständigkeit der veröffentlichten Daten.
DNK
Der deutsche Nahhaltigkeitskodex (DNK) unterstützt den Aufbau einer Nachhaltigkeitsstrategie und bietet einen Einstieg in die Nachhaltigkeitsberichterstattung. Die regelmäßige Berichterstattung macht die Entwicklung des Unternehmens im Zeitverlauf sichtbar. Um den DNK zu erfüllen, erstellen Anwender in der Datenbank eine Erklärung zu zwanzig DNK-Kriterien und den ergänzenden nichtfinanziellen Leistungsindikatoren.
Es kann eine Prüfung auf formale Vollständigkeit beantragt werden.
ESRS
Laut der im Januar 2023 in Kraft getretene Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) sind bestimmte Unternehmen zur Nachhaltigkeitsberichterstattung verpflichtet. Die EU-Richtlinie bringt klar definierte Standards mit sich: Die European Sustainability Reporting Standards (ESRS). Sie bestehen aus drei Sets, die schrittweise von der European Financial Reporting Advisory Group (EFRAG) erarbeitet und als delegierte Rechtsakte durch die Europäische Kommission verabschiedet werden.
Set 1: 12 Sektorübergreifende Standards
Set 2: Vereinfachte Standards für börsengelistete kleine und mittlere Unternehmen
Set 3: Branchenbezogene Standards und Standards für Unternehmen aus Drittländern
Während das erste Set bereits verabschiedet ist, ist das zweite Set noch im Entwurfstadium und das dritte Set muss noch erarbeitet werden (Stand Juli 2024).
GRI
Die Global Reporting Initiative (GRI) ist eine gemeinnützige Stiftung mit einer Vielzahl beteiligter Partner. Sie wurde 1997 durch CERES und UNEP gegründet und versteht sich als kontinuierlicher Dialogprozess zwischen Unternehmen, Universitäten, staatlichen Organisationen und vielen weiteren Gruppen. Der GRI-Leitfaden zählt weltweit zu den bekanntesten Richtlinien für Nachhaltigkeitsberichte.
Die GRI vergibt eine Reihe von Kennzeichnungen. Diese können verwendet werden, um zu bestätigen, dass eine oder mehrere GRI-Dienstleistungen erfolgreich abgeschlossen wurden.
TCFD
Die Taskforce on Climate-Related Financial Disclosures (TCFD) hat im Jahr 2017 Empfehlungen zur klimarelevanten Berichterstattung für den Finanzmarkt veröffentlicht. Seitdem erfährt der Leitfaden immer größere Resonanz. Insbesondere die Risikoperspektive wurde divers aufgegriffen.
1.2 Climate Accounting Standards
Diese Standards beziehen sich auf die Klimabilanzierung eines Unternehmens.
GHG-Protocol
Das Greenhouse-Gas-(GHG-)Protocol ist weltweit die Basis für die Bilanzierung von Emissionen von Organisationen. Diverse Standards wie beispielsweise zur Nachhaltigkeitsberichterstattung beziehen sich darauf.
ISO Norm 14064
Die ISO Norm ist analog zum GHG-Protocol aufgebaut und dient als Basis für die Verifizierung einer Klimabilanz durch Dritte. Diese lassen im Zuge der Berichtspflicht für nicht-finanzielle Kennzahlen immer mehr Unternehmen durchführen. Die Norm besteht aus drei Teilen.
1.3 Climate Neutrality Standards
Diese Standards beziehen sich auf den Klimaneutralitäts-Anspruch eines Unternehmens.
Corporate Net-zero Standard
Die Science Based Targets Initiative (SBTi) hat sich zum Ziel gesetzt Unternehmen und Organisationen bei der Zielsetzung und deren Umsetzung zu unterstützen, um das 1,5-Grad-Ziel des Pariser Klimaabkommens zu erreichen. Die SBTi hat dafür einen wissenschaftsbasierten Standard erstellt, den Corporate Net-zero Standard.
Ein Projekt zu Mess-, Berichts- und Verifizierungsstandards ist in Arbeit
ISO Norm 14068
Um Klarheit für Unternehmen zur Ausgestaltung des Zielzustandes zu erhalten, hat die ISO einen Standard unter dem Namen ISO 14068 „Greenhouse gas management and related activities – Carbon Neutrality” entwickelt. Die Norm klärt wichtige Begrifflichkeiten und legt Grundsätze für die Erreichung und den Nachweis der Klimaneutralität fest.
Die Norm ist zertifizierungsfähig.
PAS 2060
PAS 2060 ist eine Spezifikation, die detailliert beschreibt, wie CO2-Neutralität nachgewiesen werden kann, erstellt und veröffentlicht von der British Standards Institution.
UN Global Compact
Der UN Global Compact ist die weltweit größte Initiative für nachhaltige und verantwortungsvolle Unternehmensführung. Das UN Global Compact Netzwerk Deutschland (UN GCD) mit 1100 Teilnehmenden aus Wirtschaft, Zivilgesellschaft und Politik unterstützt Unternehmen dabei, auf Basis 10 universeller Prinzipien Nachhaltigkeit strategisch zu verankern und zur Umsetzung der Sustainable Development Goals beizutragen.
2. Plattformen
Neben den Standards gibt es auch viele Plattformen die Unterstützung und Informationen für Unternehmen im Bereich Umwelt- und Klimaschutz anbieten.
DENA
Die Deutsche Energie-Agentur (DENA) ist ein Kompetenzzentrum für angewandte Energiewende und Klimaschutz. Sie arbeitet mit Akteuren aus allen Bereichen zusammen, national wie international. Sie betrachtet die Herausforderungen einer klimaneutralen Gesellschaft und unterstützt die Bundesregierung beim Erreichen ihrer energie- und klimapolitischen Ziele.
DERA
Die Deutsche Rohstoffagentur (DERA) ist die nationale Informations- und Beratungsplattform für mineralische Rohstoffe. Ihr Auftrag ist es, zu einer sicheren, bezahlbaren und nachhaltigen Versorgung Deutschlands mit mineralischen Rohstoffen beizutragen. Unter Berücksichtigung der Energiewende und weiterer wichtiger und zukünftiger Technologieentwicklungen bewerten sie Rohstoffmärkte und internationale Mineralversorgungsquellen.
Energieagentur Südostbayern
Die Energieagentur Südostbayern ist eine Gesellschaft der beiden Landkreise Berchtesgadener Land und Traunstein. Sie ist zentrale Anlaufstelle für neutrale und fachlich kompetente Beratung für die Bürgerinnen und Bürger der Region, deren Kommunen, Unternehmen sowie Bau- und Energiefachleute.
Ziel der Agentur ist es, das regionale Energieeinsparpotential zur Steigerung der Energieeffizienz zu mobilisieren, die Nutzung regionaler, erneuerbarer Energien zu verstärken und ein Bewusstsein für Nachhaltigkeit und Klimaschutz in den Trägerlandkreisen zu bilden.
GIZ und Allianz für Entwicklung und Klima
Die Allianz für Entwicklung und Klima ist eine Gemeinschaft, in der sich mehr als 1.400 UnterstützerInnen aus Wirtschaft, Industrie, öffentlichem Sektor und Zivilgesellschaft dafür einsetzen Klimaschutzstrategien mit Entwicklungswirkungen zu verbinden. Die Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) ist Ansprechpartnerin für Anfragen an die Allianz.
Die Vermeidung und Reduktion von Treibhausgasen sowie deren hochwertiger Ausgleich ist der zentrale Ansatz aller Aktivitäten.
Nachhaltig.digital
Das Gemeinschaftsprojekt nachhaltig.digital des B.A.U.M. e.V. und der DBU ist eine Kompetenzplattform für Nachhaltigkeit und Digitalisierung im Mittelstand. Diese bietet Ideen, Produkte, Lösungen, Inspiration und Diskussionen – digital und analog. nachhaltig.digital ist ein Projekt- und Kommunikationsbüro. Eigene Veranstaltungen liefern digitale Antworten für die nachhaltige Entwicklung.
NKI
Mit der Nationalen Klimaschutzinitiative (NKI) fördert und initiiert die Bundesregierung Klimaschutzprojekte in ganz Deutschland und leistet dadurch einen Beitrag zur Erreichung der nationalen Klimaschutzziele. Die NKI wurde 2008 ins Leben gerufen, um gemeinsam mit Bürgerschaft sowie Handelnden aus Gesellschaft, Wirtschaft und Wissenschaft innovative Ansätze und Konzepte zu entwickeln und aktiv umzusetzen.
Zentrum Ressourceneffizienz
Das Kompetenzzentrum Ressourceneffizienz bietet im Auftrag des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz technisches Know-how für einen effizienten Umgang mit Materialien, Ressourcen und Energie in Unternehmen.
3. Glossar
3.1 Akronyme
Abkürzung | Bedeutung |
---|---|
ADAC | Allgemeiner Deutscher Automobil-Club |
ADFC | Allgemeiner Deutscher Fahrrad-Club |
BBSR | Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung |
BMDV | Bundesministeriums für Digitales und Verkehr |
BMM | Betriebliches Mobilitätsmanagement |
BMWSB | Bundesministerium für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen |
CCF | Corporate Carbon Footprint |
CDP | Carbon Disclosure Project |
CERES | Certification of Environmental Standards |
CH4 | Methan |
CO2 | Kohlenstoffdioxid |
CSRD | Corporate Sustainability Reporting Directive |
DEPOMM | Beraterliste der Deutschen Plattform für Mobilitätsmanagement |
DENA | Deutsche Energie-Agentur |
DERA | Deutsche Rohstoffagentur |
DNK | Deutscher Nachhaltigkeitskodex |
EF | Emissionsfaktor |
EMAS | Eco Management and Audit Scheme |
EMS | Energiemanagementsystem |
ESRS | European Sustainability Reporting Standards, deutsch: Sets der Europäischen Nachhaltigkeitsberichtsstandards |
F-Gase | Fluorierte Treibhausgase |
GHG Protocol | Greenhouse Gas Protocol, deutsch: Treibhausgasprotokoll |
GIZ | Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit |
GRI | Global Reporting Initiative |
IPP | Integrierte Produktpolitik |
KMU | Kleine und mittlere Unternehmen |
KPI | Key Performance Indicator |
LED | light-emitting diode, deutsch: Leuchtdiode |
MA | Mitarbeitende |
MFKR | Materialflusskostenrechnung |
MVV | Münchner Verkehrs- und Tarifverbund |
N2O | Lachgas |
ÖPNV | Öffentlicher Personennahverkehr |
PCF | Product Carbon Footprint |
PDCA-Zyklus | Managementzyklus (Plan, Do, Check, Act, hier frei übersetzt mit "planen, umsetzen, überprüfen, kommunizieren) |
REZ | Ressourceneffizienz-Zentrum |
SBTi | Science Based Targets Initiative |
SDG | Sustainable Development Goals |
SMARTe Ziele | Spezifische, messbare, angemessene, realistische, terminierte Ziele |
TGA | Technische Gebäudeausrüstung |
THG | Treibhausgase |
UNEP | United Nations Environment Programme, deutsch: Umweltprogramm der Vereinten Nationen |
VCS | Verified Carbon Standard |
VDI | Verein Deutscher Ingenieure |
3.2 Begriffserklärungen
Abkürzung | Bedeutung |
---|---|
Betriebliches Klimamanagement |
Beschreibt ein systematisches Management von THG-Emissionen einer Organisation, sowie deren Umgang mit durch den Klimawandel bedingten Risiken |
Carbon Capture and Storage (CCS) |
Speicherung von Kohlenstoffdioxid im Untergrund |
CO2-Fußabdruck |
Verursachte CO2-Emissionen eines Unternehmens/Produktes/etc. |
Klimabilanz |
Die erfassten THG-Emissionen eines Unternehmens/Produktes/etc. innerhalb definierter Grenzen (auch CO2-Bilanz oder CCF genannt) |
Scope 1,2 und 3 |
Verschiedene unternehmerische Bereiche, in denen THG-Emissionen entstehen können. Scope 1 sind direkte und Scope 2 indirekte Emissionen in der unternehmerischen Aktivität. Scope 3 umfasst indirekte Emissionen die vor- oder nachgelagert zu den unternehmerischen Aktivitäten entstehen. |
THG-Emissionen / Emissionen |
Ausstoß von klimawirksamen Gasen in die Atmosphäre durch direktes oder indirektes unternehmerisches Handeln (THG nach IPCC sind Wasserdampf (H2O), Kohlenstoffdioxid (CO2), Methan (CH4), Lachgas (N2O), Ozon (O3) und fluorierte Treibhausgase (F-Gase) |
Ein umfassendes Lexikon mit Begriffen zur Energiewende finden Sie hier: