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Kunststoffe
Kunststoffe sind in vielen Unternehmen nicht mehr wegzudenken. Vor allem als Lebensmittelverpackungen, aber auch in der Medizin oder im Bausektor, spielen sie eine bedeutende Rolle. Gründe dafür sind die vielseitige Anwendbarkeit von Kunststoffen aufgrund ihrer vielfältigen Eigenschaften (Bsp. Biegsamkeit, Stabilität).
Parallel zum stark steigenden Gebrauch wächst die Menge an Kunststoffabfällen. In Deutschland fielen im Jahr 2021 circa 5,67 Mio. t Kunststoffabfälle an. 64 % dieser Abfälle werden energetisch, 35 % werkstofflich und 1 % rohstofflich verwertet (UBA, 2021). Es wird prognostiziert, dass sich das weltweite Abfallaufkommen von Kunststoffen bis 2060 nahezu verdreifacht. Im Sinne des Ressourcen- und Umweltschutzes kommt neben der grundsätzlichen Vermeidung von unnötigen Kunststoffabfällen, der Wiederverwendung sowie dem Recycling von Kunststoffabfällen eine zunehmende Bedeutung zu.
Welche Möglichkeiten und Ansätze gibt es, Kunststoffe zu vermeiden oder wiederzuverwenden?
Um den anfallenden Abfallmengen entgegenzuwirken, sollte die Verwendung von Kunststoffprodukten wo möglich vermieden werden. Im Alltag können so beispielsweise Mehrwegbecher den Einweg-Coffee-to-go-Becher ersetzen. Gleiches gilt für wiederbefüllbare Trinkflaschen, sowie Einkaufsbeutel, welche Plastikflaschen und -tüten nachhaltig ersetzen können. Voraussetzung ist, dass die Alternativen viele Male im Alltag wiederverwendet werden können. Kunststoffabfälle können auch beim Putzen und Waschen, sowie bei der Körperhygiene vermieden werden. So können Konsumenten feste Seifen, anstatt Flüssigseifen verwenden. Frauen können bei der monatlichen Periode auf Menstruationstassen, wiederverwendbare Binden oder Periodenunterwäsche zurückgreifen, was gleichzeitig Geld spart.
Welche Möglichkeiten und Ansätze gibt es, Kunststoffe zu verwerten und zu recyceln?
Es gibt verschiedene Möglichkeiten Kunststoffabfälle zu verwerten oder zu recyceln. Kunststoffe können entweder mechanisch (werkstofflich) oder chemisch (rohstofflich) aufbereitet werden. Beim werkstofflichen Recycling werden Kunststoffabfälle zerkleinert, gereinigt und regranuliert. Dabei bleibt der zu recycelnde Stoff als Material erhalten, ohne die Polymerstruktur wesentlich zu verändern. Wichtige Grundvoraussetzung ist eine hohe Qualität bei den Eingangsmaterialien, um verschiedene Rohstoffe bestmöglich voneinander zu trennen. Beim chemischen Recycling werden Kunststoff-polymere in ihre Monomere bzw. chemischen Grundbausteine oder Basischemikalien umgewandelt. Dabei wird die Polymerstruktur des zu recycelnden Stoffs verändert. Da das chemische Recycling im Vergleich zum mechanischen Recycling in der Regel höhere technischere Anforderungen sowie höhere Investitions- und Betriebskosten aufweist, wird derzeit das chemische Recycling als Ergänzung zum werkstofflichen Recycling gesehen, insbesondere dann, wenn ein werkstoffliches Recycling nur schwer oder gar nicht möglich ist. Die thermische Abfallbehandlung entsorgt die Abfallfraktionen, welche weder mechanisch noch chemisch weiterverwendet werden können, oder wenn sich die energetische Verwertung (vor allem im Vergleich zur chemischen) als nachhaltiger erweist.
Was sind die Voraussetzungen für eine gelungene Kreislaufführung von Kunststoffen?
Zentrale Voraussetzungen für die Kreislaufführung von Kunststoffen sind:
- Recyclingfähiges Produktdesign,
- Flächendeckende Verwendung von Rezyklaten (Verweis auf Lexikon),
- Verbesserung der Wettbewerbsbedingungen (z. B. Einpreisung von Umweltwirkungen),
- Effektive Sammlung und Sortierung von Kunststoffabfällen,
- Ausschleusung gefährlicher Stoffe während des Recyclingprozesses.
Weitere Handlungsfelder:
Darüber hinaus können Rahmenbedingungen wie regulatorische Vorgaben oder ökonomische Anreize eine zirkuläre Kunststoffwirtschaft unterstützen. In der Studie "Abschlussbericht – Prüfung konkreter Maßnahmen zur Steigerung der Nachfrage nach Kunststoffrezyklaten und rezyklathaltigen Kunststoffprodukten" herausgegeben vom Umweltbundesamt werden verschiedene Instrumente und Maßnahmen beleuchtet, wie die Nachfrage nach Kunststoffrezyklaten oder rezyklathaltigen Kunststoffprodukten (aus Post-Consumer Rezyklaten) gesteigert werden kann. Regulatorische Vorgaben die in der Studie diskutiert und verglichen werden, sind verschiedene Rezyklateinsatzquoten (Bsp. produktgruppenspezifische Rezyklateinsatzquoten, polymerspezifische Rezyklatquoten, Rezyklatquoten auf EU oder auf nationaler Ebene). Die produktspezifische Rezyklateinsatzquote kann Potential für fünf ausgewählte Produktionsgruppen (Paletten und Transportkisten, Verpackungen in Form von Eimern, Fässern, Kanistern oder Hohlkörpern > 2 L, Blumentöpfe, fahrbare Abfall- und Wertstoffbehälter aus Kunststoff (MGB) sowie Müllsäcke und -tüten) bieten, den Rezyklateinsatz zu steigern. Die Umsetzung ist für die Produktgruppen bereits technisch machbar. Durch die polymerspezifische PCR-Quote sollen Kunststoffhersteller dazu angehalten werden neben neuem Material auch Rezyklate in den Verkehr zu bringen. Wichtig bei einer polymerspezifischen Quote ist, dass diese auf alle Polymere geltend zu machen, damit es nicht zu einer Verschiebung auf eine weniger recyclingfähiges Polymer kommt. Des Weiteren wurde in dem Bericht geprüft, wie Recyclingquoten zuverlässig nachgewiesen werden können (beispielsweise durch Zertifizierungen der Recyclingbetriebe, durch Produktzertifikate oder durch freiwillige Kennzeichnungen).
Wie kann ich als Unternehmer auf Rohstoffknappheit und Lieferengpässe bei Kunststoffen reagieren?
Die Kunststoff-Verpackungsindustrie ist durch weltweit vernetzte Lieferketten besonders anfällig für Rohstoffknappheit und Lieferengpässe. Durch die Krisen der letzten Jahre (z. B. die Corona-Pandemie und den Angriffskrieg auf die Ukraine) war so gut wie jedes Unternehmen in der Branche mit Herausforderungen im Zusammenhang mit der Ressourcenbeschaffung konfrontiert. Außerdem führen steigende Strom- sowie Gaskosten zu steigenden Preisen. Daher gewinnen strategische Überlegungen zur Beschaffungen zunehmend an Bedeutung, siehe Umfrage des ifo Instituts 05/21.
Mit folgenden Maßnahmen können Unternehmen die Risiken einer Rohstoffknappheit sowie von Lieferengpässen reduzieren:
- Studie - Einfach - Effizient (Einsparen von Material durch Steigerung der Materialeffizienz ),
- Einsatz von alternativen oder recycelten Materialien (ggf. Produktzusammensetzung überdenken),
- Diversifizierung der Lieferketten (verschiedene Hersteller, an verschiedenen Standorten/in verschiedenen Ländern),
- Langfristige Lieferverträge mit zuverlässigen Partnern,
- berwachung der Lieferketten und Risiken in der Beschaffung (Digitalisierung schafft neue Möglichkeiten),
- Erhöhung der Lagerhaltung,
- Verlagerung der Produktionsstätten (abhängig von Fachkräfteverfügbarkeit, Infrastruktur, wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen; Verteilen der Produktion auf möglichst viele Länder/Standorte),
- Beachtung der Einhaltung der Menschenrechte bzw. sozialer Aspekte an den verschiedenen Standorten.
Welche politischen Rahmenbedingungen auf europäischer (EU) und nationaler (DE & BY) Ebene gibt es für die Kunststoff-Herstellung, Verwendung und Entsorgung?
Strategien
- LfU/REZ: European Green Deal (EU)
- IHK Rheinhessen: Europäische Strategie für Kunststoffe in der Kreislaufwirtschaft (EU)
- European Environment Agency: Preventing plastic waste in Europe (EU)
- Europäische Kommission: Aktionsplan Kreislaufwirtschaft 2.0 (EU)
- BMUV: Deutsche Nachhaltigkeitsstrategie (DE)
- BMUV: 5-Punkte-Plan des Bundesumweltministeriums für weniger Plastik und mehr Recycling (DE)
- BMWK: Rohstoffstrategie der Bundesregierung 2020 (DE) - PDF
- BMUV: Deutsches Ressourceneffizienzprogramm (ProgRess) III – 2020 bis 2023 (DE)
- Bayerische Staatsregierung: Maßnahmenpaket zur Vermeidung unnötiger Kunststoffe (Bayern)
Richtlinien und Gesetze
- LfU/REZ: Ökodesign-Richtlinie (EU)
- IHK-München: Einwegkunststoffe (EU) - PDF
- EU-Gesetzgebung: Verpackungen und Verpackungsabfälle (EU)
- LfU/IZU: Verordnung über Recyclingkunststoffe für Lebensmittel (EU)
- LfU/IZU: KrWG - Kreislaufwirtschaftsgesetz (DE)
- LfU/IZU: VerpackG - Verpackungsgesetz (DE)
- LfU/IZU: ElektroG - Elektro- und Elektronikgerätegesetz (DE)
- LfU/IZU: EVPG - Energieverbrauchsrelevante-Produkte-Gesetz (DE)
Förderprogramme
- LfU: Horizont Europe (EU)
- LfU/REZ: Förderprogramme zur Steigerung der Ressourceneffizienz (weitere, allgemeine Förderprogramme zur Material- und Rohstoffeffizienz)