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Kompensation – Regionale oder internationale Projekte?

Quelle: IZU, LENK

Im folgenden Beitrag werden regionale und internationale Kompensationsprojekte miteinander verglichen.

Unterschiede zwischen regionalen und internationalen Projekten

Vor allem internationale Kompensationsprojekte sind in letzter Zeit in der Presse Ziel von Vorwürfen geworden. Oft ging es dabei um Projekte zur Verminderung von Entwaldung und Waldschädigung (sogenannte REDD-Projekte). Hier gab es unter anderem Zweifel an der Baseline-Berechnung und der daraus resultierenden Menge von jährlich generierten Zertifikaten. Denn diese Projekte postulieren in der Regel eine fortschreitende Rodung des jeweiligen Waldes als Status Quo, welcher durch Inschutzstellung einzelner Waldstücke vermieden werden soll. Diese Prognose wurde kritisiert, weil sie unter anderem einer Vielzahl von politischen und gesellschaftlichen Unsicherheiten unterliegt und die tatsächlich eingesparten Emissionen nur schwer quantifizierbar sind. Immer wieder gibt es auch Vorwürfe von Korruption und Misswirtschaft bei internationalen Kompensationsprojekten, die oft in Ländern mit schwacher staatlicher Kontrolle umgesetzt werden. Inwiefern die Kritik gerechtfertigt ist, sollte jedoch immer auf Projektebene und nicht für ganze Projekttypen, Länder oder gar Kontinente getroffen werden.

Die Kunden von Kompensationszertifikaten äußern in Marktumfragen seit Längerem einen starken Wunsch nach regionalen Projekten. Diesem Wunsch liegt die Vermutung zugrunde, dass diese Projekte dann auch einen regionalen Nutzen entfalten, welcher leichter überprüfbar und nachvollziehbar sein soll.

Es ist jedoch nicht zielführend, alle internationalen Kompensationsprojekte pauschal abzuwerten. Viele der hochwertigen Projekte verfolgen die gleichen Ziele wie andere, nicht emissionsbezogene Projekte für Entwicklungszusammenarbeit und sind damit generell begrüßenswert. Zudem können Kompensationsprojekte in ärmeren Ländern oft deutlich wirtschaftlicher entwickelt werden als im Inland. Damit ist der Hebel für Klimaschutz pro investiertem Euro höher. Nicht zuletzt dienen Klimaprojekte auch der Transformation zu einer emissionsfreien Wirtschaftsweise und sind ein Beitrag zur Globalen Verantwortung, welche vor allem die Industriestaaten treffen, da sie den Klimawandel maßgeblich verursacht haben. Von den Folgen sind gerade die Länder des globalen Südens jedoch ungleich stärker betroffen.

Zu guter Letzt stellt sich bei Projekten in Deutschland (und generell in allen reichen Industriestaaten) besonders das Problem der Zusätzlichkeit und das der Doppelzählung in besonderem Maße. Oft liegt es in diesen Ländern nicht an fehlenden Geldmitteln, sondern an politischen oder wirtschaftlichen Fehlanreizen, wenn Projekte zur Minderung von THG-Emissionen nicht im ausreichenden Maße entwickelt werden. Zudem haben sich Deutschland und die Europäische Union ambitionierte Ziele zu einer klimaneutralen Wirtschaftsweise verordnet. Alle Maßnahmen in diesen Ländern dienen zunächst einmal der Zielerreichung dieser Klimaziele und können nicht ohne weiteres für Kompensationsprojekte verwendet werden.

Weiterführende Informationen

Auf der IZU-Webseite finden Sie in weiteren Fachwissen eine Erläuterung des Grundprinzips der Kompensation, einen Überblick zu Arten und Qualitätskriterien von Kompensationsprojekten sowie zu Kompensationsmärkten (Arten, Regelwerke und Register). Außerdem haben wir für Sie FAQs zur Kritik am Kompensationsansatz und zum Doppelzählungsproblem zusammengestellt.