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Der Rebound-Effekt

Quelle: Bundesregierung, factory-magazin.de, UBA, Öko-Institut

Was ist der Rebound-Effekt?

Der Rebound-Effekt beschreibt die vermehrte Nachfrage nach Ressourcen in einer Volkswirtschaft, die durch eine Steigerung der Produktivität verursacht oder ermöglicht wird. Die ursprünglich beabsichtigten Einsparungen können also durch den Rebound-Effekt teilweise wieder aufgehoben werden. Die Effizienzsteigerung kann dabei in den Bereichen Ressourcen, Energie, Arbeit, Kapital und Zeit erfolgen. In der aktuellen Rebound-Debatte ist jedoch meist der Rebound im Zusammenhang mit Energie- und Ressourceneffizienz gemeint.

Welche Arten des Rebound-Effektes werden unterschieden?

Es gibt nicht den einen Rebound-Effekt, sondern unterschiedlichste Effekte. Eine Möglichkeit der Unterscheidung ist anhand der ökonomischen Theorieebenen: Mikro (Unternehmen, Haushalte), Meso (Sektoren), Makro (gesamtwirtschaftliche und internationale Effekte). Einer anderen Logik folgt die Untergliederung in direkte und indirekte Rebound-Effekte.

Der direkte Rebound-Effekt

Mit dem Direktrebound wird eine Steigerung oder Intensivierung des Konsumverhaltens im Bezug auf das Produkt bezeichnet, welches durch die Effizienzsteigerung günstiger geworden ist. Dabei kann der Mehrkonsum von einem Konsumenten ausgehen, der das günstiger gewordene Produkt bereits nutzt, oder durch den Konsum eines neuen Konsumenten verursacht werden.
Beispiel: Der Besitzer eines effizienter gewordenen Fahrzeugs kann dieses nun öfter oder für weitere Strecken nutzen. Er kann mit dem frei gewordenen Einkommen auch ein zusätzliches Fahrzeug erwerben.

Der indirekte Rebound-Effekt

Der indirekte Rebound beschreibt die Steigerung oder Intensivierung des Konsums anderer Güter und Dienstleistungen, als die effizienter gewordenen.
Beispiel: Der Besitzer eines effizienter gewordenen Fahrzeuges nutzt die zusätzliche Kaufkraft, um andere Güter und Dienstleistungen zu erwerben, z. B. um öfter Flugreisen zu unternehmen.

Gesamtwirtschaftlicher Rebound-Effekt

Der gesamtwirtschaftliche oder makroökonomische Rebound-Effekt umfasst Auswirkungen einer Produktivitätssteigerung, die sich auf gesamtwirtschaftlicher Ebene äußern. Er entsteht durch die Aggregation der einzelnen Rebound-Effekte und kann als umweltrelevante Größe betrachtet werden.
Beispiel: Alle Besitzer eines effizienter gewordenen Fahrzeuges müssen nun weniger Geld für Benzin ausgeben. Die gesamtwirtschaftliche Nachfrage nach Benzin sinkt, so dass die relativen Benzinpreise sinken. Dies lässt auch die relativen Preise energieintensiver Produkte sinken. Andere Wirtschaftssektoren erhalten so einen Anreiz, diese Produkte vermehrt zu konsumieren, so dass der Energieverbrauch für die Herstellung dieser zusätzlichen Güter und Dienstleistungen steigt. Die Produzenten können die günstigeren Fertigungskosten auch in Form einer Preissenkung an die Konsumenten weitergeben. Dies verstärkt den direkten bzw. indirekten Rebound-Effekt.

Backfire

Als "Backfire" wird ein Rebound bezeichnet, der mehr als 100% der engineering savings, also der möglichen Einsparungen, beträgt. In diesem Fall führt die Steigerung der Produktivität dazu, dass die eingesparte Ressource in der Folge noch mehr nachgefragt wird, als vor der Effizienzerhöhung. Im Falle von Energie bedeutet dies, dass nach der Verbesserung der Energieeffizienz mehr Energie als vorher verbraucht wird. Im privaten Bereich bedeutet ein Backfire beispielsweise, dass nach dem Erwerb eines Elektroautos der Urlaub per Flugzeug und nicht wie eigentlich angedacht per Zug oder Auto angetreten wird.

Gibt es Rebound-Effekte in Unternehmen?

Natürlich gibt es auch in Unternehmen Rebound-Effekte, die sich ebenfalls direkt oder indirekt äußern. Einige Beispiele für Rebound-Effekte in Unternehmen:
  • Die Nachfrage nach einem Produkt steigt, weil es durch die Effizienzmaßnahme günstiger wird. ("direkt")
  • Das Unternehmen investiert in eine zweite Fertigungsstraße. ("direkt")
  • Eingesparte Mittel werden für stärkere motorisierte Dienstwagen genutzt. ("indirekt")
  • Umweltfreundliches Verhalten in einem Bereich des Unternehmens erlaubt es, bei anderen Aktivitäten ökologisch ein Auge zuzudrücken. ("indirekt")
Aufgrund ihrer Komplexität sind Rebound-Effekte in Unternehmen oft schwierig zu erkennen bzw. in ihrer Entstehung zu durchschauen. Zudem fokussierte sich die Forschung bislang auf die Rebound-Effekte im Konsum und vernachlässigte Rebound-Effekte in Unternehmen. Das vom BMBF geförderte Projekt "MERU" soll diese Lücke schließen und erforschen, wie groß Rebound-Effekte innerhalb von Unternehmen sind, wie sie entstehen und wirken. Das Projekt erarbeitet zudem Empfehlungen, wie Rebound-Effekte wirksam begrenzt werden können. Ein Kurz-Leitfaden ist inzwischen erhältlich.

Welche Maßnahmen zur Eindämmung des Rebound-Effektes sind möglich?

Ökosteuern

Eine Möglichkeit den Rebound-Effekt einzugrenzen ist die Einführung einer ökologischen Steuer. Die Höhe des Steuersatzes ist dabei äquivalent zu den Effizienzgewinnen, so dass mögliche Kosteneinsparungen abgeschöpft werden. Dabei werden psychologische, materielle und teilweise Cross-Factor-Rebounds nicht erfasst. Lediglich die Einkommens- und Marktpreiseffekte können durch die Ökosteuer behoben werden. Außerdem kann die Einführung einer Ökosteuer zu politischen und sozialen Akzeptanzproblemen führen.

Absolute Obergrenzen

Die Einführung absoluter Obergrenzen (auch caps) für den Naturverbrauch verhindert das Eintreten des Rebound-Effektes. Wenn ein global maximales Niveau für die Menge eines bestimmten Schadstoffes (z. B. CO2) festgelegt wird, dann kann jede Nation den Schadstoff nur in der ihr zugewiesenen Höhe verursachen. Es ist demnach kein zusätzlicher Konsum durch Rebound-Effekte jeder Art möglich, da sie alle unter die gleiche Obergrenze fallen. Die Einführung globaler Obergrenzen ist jedoch mit Schwierigkeiten verbunden. Vor allem die Findung eines weltweiten Konsens über eine bestimmte Schadstoffobergrenze dürfte sich langwierig und kompliziert gestalten. Auch die Festlegung nationaler caps für bestimmte Schadstoffe birgt Probleme und die Gefahr, dass der Konsum sich aus dem Sektor, welcher der Obergrenze unterliegt hin zu anderen Sektoren verlagert.

Nachhaltigkeitskommunikation

Eine alternative Methode zur Einführung ordnungsrechtlicher und marktwirtschaftlicher Instrumente ist die Intensivierung der Nachhaltigkeitskommunikation. Durch die Sensibilisierung von Konsumenten und Produzenten für das Thema Nachhaltigkeit kann ein positiver Effekt auf die Eindämmung v. a. des psychologischen Rebounds erreicht werden. Maßnahmen, die im Rahmen der Nachhaltigkeitskommunikation ergriffen werden können sind z. B. Nachhaltigkeitskampagnen, Umwelt-Audits, Öko-Labels oder Umweltmanagement-Systeme.