- Startseite
- >> Nachhaltigkeit
- >> Fachwissen
- >> Detailseite
Chancen der Digitalisierung für Nachhaltigkeit und Klimaschutz
Quelle: LfU, REZ, Umweltbundesamt (Österreich), Bitkom
Die Digitalisierung gewinnt in einer vernetzten Welt immer mehr an Bedeutung. Sie bietet eine weite Palette an Möglichkeiten, die Umwelt und das Klima weniger zu belasten, Ressourcen zu sparen und eine zukunftsfähige, nachhaltige Wirtschaft zu schaffen. Digitalisierungsansätze können sowohl Vorteile für Klima, Umwelt, Mitarbeiter als auch Unternehmen mit sich bringen. Dieses Fachwissen zeigt Chancen der Digitalisierung für den Klimaschutz auf, beleuchtet aber anschließend auch Grenzen und Herausforderungen.
Nutzen der Digitalisierung für den Klimaschutz
Klimaschutz kann in unzähligen Formen und Bereichen betrieben werden. Die Digitalisierung ist dabei vor allem dort nützlich, wo große Datenmengen gesammelt, ausgewertet, verortet und verknüpft werden müssen. Im Folgenden werden einige der bedeutendsten Möglichkeiten dargestellt - zusammengefasst in fünf Handlungsfelder.1. Ressourcen-, Energie- und Prozesseffizienz
Die Digitalisierung biete viele Ansätze, die zu einer höheren Ressourceneffizienz führen können. Das Einsparen von Ressourcen, besonders fossiler Energie, trägt zum Klimaschutz bei und schont gleichzeitig den Geldbeutel. Im Energiebereich sind vor allem intelligente Energiesysteme von Bedeutung. Diese messen, dokumentieren und optimieren den Energieverbrauch laufend. Auch digitale Messtechniken und Sensoren helfen dabei, genaue Informationen über den Energieverbrauch in allen Prozessschritten zu erlangen und Ineffizienzen aufzudecken. Die Anwendung digitaler Systeme außerhalb des Energiebereichs kann genauso den Material- oder anderweitigen Ressourcenaufwand senken, indem Prozesse optimiert werden. Es kann der Ausschuss verringert und intelligente on-demand Produktion möglich gemacht werden. Weiterhin kann die Implementierung von „predictive maintenance“, also einer vorausschauenden Instandhaltung, die Ressourceneffizienz erhöhen. Werden Maschinen, Geräte oder Produkte durch intelligente Systeme überwacht, können Probleme oder Schäden früher und präziser erkannt werden. Reparaturen sowie Instandsetzungen können dann flexibler durchgeführt werden, noch bevor größere Schäden entstehen.
2. Kreislaufwirtschaft
Die Kreislaufwirtschaft kann durch Automatisierung, durch die verbesserte Datengewinnung und -verarbeitung oder durch die Abstimmung von Stoff- und Informationsflüssen von der Digitalisierung profitieren. Durch die bereits genannte „predictive maintenance“ wird eine rechtzeitige und genaue Problemerkennung sowie Reparatur ermöglicht, welche dabei helfen die Lebensdauer von Maschinen, Geräten und Produkten zu verlängern. Die Digitalisierung bringt außerdem viele Möglichkeiten für alternative Besitz- und Konsummodelle mit sich. Im Unternehmen zeigt sich dies beispielsweise beim Leasing von Firmenfahrrädern/-autos sowie von Geräten oder Maschinen. Außerdem kann die Abfallwirtschaft in vielerlei Hinsicht von digitalen Ansätzen profitieren. Beispiele dafür sind: bessere Verfügbarkeit von Informationen über recycelte Rohstoffe, Kennzeichnung von Produkten oder Bestandteilen, um das Recycling zu vereinfachen, oder intelligente Steuerung des Mülltrennungs- und Verwertungsvorgangs.
3. Mobilität
Auch in Sachen Mobilität bietet die Digitalisierung einige Potenziale. Das betriebliche Mobilitätsmanagement kann z.B. durch digitale Datenakquise im Rahmen der Fuhrparkanalyse unterstützt werden. Auch Plattformen zur Bildung von Fahrgemeinschaften können Klimaschutz im Bereich Mobilität unterstützen. Multimodale Verkehrskonzepte profitieren beispielsweise von Mobilitäts-Apps oder verkehrsmittelübergreifenden Ticket-Systemen. Diese erhöhen das Informations- und Komfortniveau und verbessern damit die Akzeptanz und das Nutzungserlebnis. Die Digitalisierung der Wirtschafts- und Arbeitswelt kann außerdem physischen Verkehr vermeiden, indem z.B. mehr Arbeit im Homeoffice verrichtet wird.
4. Arbeit 4.0
In der Arbeitswelt 4.0 werden digitale Lösungen im Arbeitsalltag eingesetzt. Es wird mehr Arbeitszeit im Homeoffice verrichtet, Telefon- und Videokonferenzen lösen Meetings in Person ab, auch Lernangebote können virtuell gestaltet werden. Diese Angebote können den Verkehr und die damit verbundenen Emissionen verringern oder vermeiden. Außerdem können Ressourcen eingespart werden. Werden Daten digital gespeichert und nicht über physische Medien, wird beispielsweise weniger Papier verbraucht. Der Umstieg in die Arbeitswelt 4.0 kann für Arbeitnehmer sowie Arbeitgeber kompliziert sein und überwältigend wirken. Mit kompetenter Unterstützung, Informations- und Bildungsangeboten, sowie ausreichend Motivation zeigen sich jedoch schnell die Vorteile für Umwelt, Mitarbeiter und Unternehmen und der Übergang wird einfacher.
5. Umgang mit Daten
Neue Ansätze und Techniken für den Umgang mit Daten finden sich als Querschnittsthema in allen zuvor genannten Handlungsfeldern. Sie spielen z.B. bei „predictive maintenance“, intelligenten Energiesystemen, und dem Datenmanagement im Allgemeinen eine bedeutende Rolle und tragen dadurch zum Klimaschutz bei. Durch Dematerialisierung lassen sich grundsätzlich Ressourcen sparen. Die bessere Verwaltung und Zugänglichkeit von Daten kann viele klimaschonende Prozesse unterstützen. Das sogenannte „Internet der Dinge“, welches die Vernetzung physischer und virtueller Objekte beschreibt, wie man es von Smart-TVs oder Smarthomes kennt, findet in unternehmerischen Prozessen immer mehr Einzug. Menschen, Maschinen, Produkte und Logistik können so direkt und in Echtzeit Informationen untereinander austauschen und dadurch die Produktivität und Effizienz weiter erhöhen.
Nachteile der Digitalisierung
Die Digitalisierung hat enorme Auswirkungen auf Gesellschaft, Mensch und Natur. Einige Entwicklungen können umwelt- oder klimaschädlich sein, je nachdem wie sie genutzt oder implementiert werden.Reboundeffekte
Effizienzsteigerungen in der Produktion können Reboundeffekte mit sich ziehen. Werden Produktionsprozesse effizienter und damit günstiger, kann dies zu einem erhöhten Konsum führen, der wiederum mit einem erhöhten Ressourcenverbrauch verbunden ist. Auch die Lebensdauer gewisser Produkte sinkt durch rasche technologische Entwicklungen und das Bedürfnis von Konsumenten „immer auf dem neuesten Stand“ zu sein. Reboundeffekte und andere Nachteile der Digitalisierung können aber auch durch Dematerialisierung, Informationsgewinn aus digitalen Daten und Automatisierung reduziert oder verhindert werden.
Steigender Energie- und Ressourcenbedarf
Weiterhin sorgt der steigende Einsatz elektronischer Geräte meist zu einem erhöhten Energiebedarf, wie auch größeren Mengen Elektronikschrott. Intelligente Energiesysteme und eine optimierte Kreislaufwirtschaft können hier Abhilfe schaffen. Auch der Ressourcenbedarf kann durch die Digitalisierung steigen, denn es werden mehr elektronische Geräte hergestellt, in denen Seltenerdoxide (z.B. Neodym, Terbium, Dysprosium) und metallische Rohstoffe wie Lithium, Nickel oder Mangan verbaut sind. Der Abbau dieser Rohstoffe steht oft mit Grundwasserkontamination und negativen Auswirkungen auf Mensch, Flora und Fauna in Verbindung.
Datensicherheit
Durch den Umgang mit großen Datenmengen in digitalen Systemen stellen sich Fragen der Datensicherheit und des Datenschutzes, die von Unternehmen beachtet und gelöst werden müssen. Technologien wie Blockchain können genutzt werden, um die Datenspeicherung und Verarbeitung vor Korruption zu schützen und für mehr Sicherheit zu sorgen.
Weiterführende Informationen
Links
- Umweltbundesamt (Österreich): Digitalisierung und Nachhaltigkeit
- BMUV: Digitalisierung und Nachhaltigkeit
- REZ: Digitalisierung
- Bitkom: Analyse-Studie - Deutsche Unternehmen wollen Klimaziele mit Digitalisierung erreichen
- IZU-Fachwissen: Nachhaltige Gestaltung der Digitalisierung