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Nachhaltigkeitsmanagement in KMU
Quelle: IZU, CSR, Bundesregierung, ISO, World Resources Institute, DNK
Was bedeutet eigentlich Nachhaltigkeit?
Der Begriff "Nachhaltigkeit" hat seinen Ursprung in der Forstwirtschaft, wo Ressourcen nicht schneller verbraucht werden durften als sie erneuert werden können. Doch heute findet sich "Nachhaltigkeit" in allen Bereichen der Gesellschaft und bezieht sich schon lange nicht mehr nur auf Ressourcen. Der menschengemachte Klimawandel schreitet immer weiter voran. Auch andere Umweltbelange, wie der Artenschutz, gewinnen an Bedeutung. Doch auch soziale und wirtschaftliche Belange sind dringende Handlungsfelder, die für eine nachhaltige Entwicklung der Weltgemeinschaft angegangen werden müssen. Die Begriffe der Nachhaltigkeit und der nachhaltigen Entwicklung umfassen eine breite Palette an Themen. Das Ziel ist stets, die Bedürfnisse der Gegenwart so zu befriedigen, dass die Fähigkeit künftiger Generationen, ihre eigenen Bedürfnisse zu befriedigen, nicht gefährdet wird.Um diesen Nachhaltigkeitsgedanken global umzusetzen, sind die Ziele für eine nachhaltige Entwicklung (Sustainable Development Goals: SDGs) der Vereinten Nationen seit dem Jahr 2016 in Kraft. Sie umfassen 17 übergeordnete Ziele und Handlungsfelder, die für die globale nachhaltige Entwicklung von Bedeutung sind. Die Ziele reichen von Armutsbekämpfung, über die Förderung der Kreislaufwirtschaft und Maßnahmen zum Klimaschutz bis hin zur Geschlechtergleichheit. Die deutsche Bundesregierung beschreibt in der Deutschen Nachhaltigkeitsstrategie, wie sie diese Ziele umsetzen möchte.
Nachhaltigkeitsmanagement im Unternehmen
Unternehmen haben eine besondere Rolle im Bereich der Nachhaltigkeit, da sie in vielen Handlungsfeldern der nachhaltigen Entwicklung Einfluss nehmen können. Ihnen kommt eine besondere gesellschaftliche Verantwortung zu, wie sie auch im Prinzip der "corporate social responsibility" beschrieben wird. Unternehmen können sich an den drei häufig verwendeten Nachhaltigkeitsdimensionen Umwelt, Soziales und Unternehmensführung orientieren (auch „ESG“: Environment, Social, Governance).Typischerweise kümmert sich das Nachhaltigkeitsmanagement um die Verbesserung des Umweltschutzes und sozialer Belange, sowohl intern als auch in der Wertschöpfungskette. Außerdem beschäftigt es sich mit der Sicherstellung einer verantwortlichen Unternehmensführung, der Nachhaltigkeitsberichterstattung und dem gesellschaftliche Engagement. Mögliche Maßnahmen des Nachhaltigkeitsmanagements in den verschiedenen Handlungsfeldern sind:
Umwelt
- Erfassen von umweltrelevanten Daten (z.B. zu Energie-, Wasser- oder Ressourcenverbrauch)
- Erfassen von Scope 1, Scope 2 und relevanten Scope 3 Emissionen
- Maßnahmen zur Förderung der Kreislaufnutzung von Produkten und Ressorcen
- Biodiversitätsmanagement auf dem Unternehmensgelände
Soziales
- Angebrachte Arbeitsplatzbedingungen und Vergütung
- Einsatz für Chancengleichheit und Gleichberechtigung
- Gesellschaftliches Engagement außerhalb des Geschäftsbetriebs
Unternehmensführung
- Transparente Kommunikation der Strukturen und Aufgaben der obersten Leitung
- Verteilung von Zuständigkeiten und Verantwortung für Nachhaltigkeitsthemen im Betrieb
- Einhaltung sozialer Verantwortung und Umweltleitlinien in der Unternehmensführung
Nachhaltige Lieferkette
- Einhaltung des Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz
- Aktiver Schutz von Menschenrechten in der Wertschöpfungskette
- Transparenz aller relevanten Daten zur Lieferkette gegenüber Kunden und Stakeholdern
Maßnahmen zur ökologischen, ökonomischen und sozialen Nachhaltigkeit können KMU effizient und kostengünstig einführen, da sie aufgrund der geringen Größe flexibel und innovativ sind. Allerdings engagieren KMU sich häufig intuitiv nach gelebter Fürsorge um Beschäftigte, Umwelt, Umfeld und Wirtschaft. Eine kurzfristig geplante und nicht systematische Herangehensweise an die nachhaltige Entwicklung muss für den kurzfristigen Erfolg einzelner Maßnahmen nicht zwangsläufig nachteilig sein. In der Praxis zeigt sich allerdings, dass ohne klare Struktur der Verantwortlichkeiten und Prozesse der mittel- und langfristige Erfolg von Nachhaltigkeitsbemühungen leidet. Die nachhaltige Entwicklung muss systematisch angegangen und als grundlegender Geschäftsbetrieb betrachtet werden.
Nachhaltigkeitsmanagement als gesamtheitliches Managementsystem?
In KMU, die noch kein Nachhaltigkeitsmanagementsystem nutzen, sind möglicherweise schon andere Managementsysteme wie ein Energie-, ein Qualitäts- oder ein Umweltmanagementsystem etabliert. All diese themenspezifischen Strukturen können systematisch in einem Managementsystem zusammengeführt werden: dem Nachhaltigkeitsmanagementsystem. Dabei wird eine neue gesamtheitliche Perspektive ergänzt. Ein Nachhaltigkeitsmanagementsystem kann außerdem auf Basis bereits genutzter Standards für die Berichterstattung oder Datenerfassung im Betrieb eingeführt werden, wie die Standards der GRI oder die ISO 14044. Dabei können Sie dieselben Synergien nutzen, die auch zum Teil zusammen mit anderen Managementsystemen auftreten.Ein Nachhaltigkeitsmanagementsystem benötigt personelle, zeitliche und finanzielle Ressourcen, sowohl für die Einführung als auch für den laufenden Betrieb. Die Einführung und der Betrieb sollten jedoch nicht dazu führen, dass Sie Ihre bestehenden Managementsysteme vernachlässigen, stattdessen können Sie Synergien nutzen. Verschiedene Managementsysteme haben häufig Handlungsfelder, die sich zum Teil oder vollständig überschneiden. Zudem sind Verantwortliche bereits benannt, Motivation geschaffen und auch gewisse Strukturen bestehen. Auch die Erfassung von wichtigen prozessbezogenen Daten erfolgt zum Teil bereits. Wenn Sie es systematisch angehen, können Sie redundante Arbeitsschritte und Datenerfassungen vermeiden.
Das IZU bietet Ihnen eine Unterstützung beim Integrieren verschiedener Managementsysteme in Form eines IZU-Tools:
Rechtliche Rahmenbedingungen / Zertifizierungen / Normen
Im Moment, Stand Juli 2024, gibt es noch keine rechtliche Definition des Nachhaltigkeitsmanagements. Die unternehmerische Nachhaltigkeit folgt dennoch theoretischen Ansätzen wie der "corporate sustainability" oder der "corporate social responsibility". Die ISO 26000 dient beispielsweise als Leitfaden zur unternehmerischen sozialen Verantwortung. Sie definiert, was gesellschaftlich verantwortliches Handeln ausmacht, und formuliert zu den Kernthemen Handlungsempfehlungen. Außerdem wird die Implementierung und Förderung sozial verantwortlichen Verhaltens thematisiert, sowie die interne und externe Kommunikation. Nach der ISO 26000 können keine Managementsysteme zertifiziert werden, sie dient lediglich als Leitfaden und Handlungshilfe. Für die im Nachhaltigkeitsmanagement möglicherweise inbegriffenen Managementsysteme hingegen existieren Standards und Zertifizierungen. EMAS und ISO 14001 setzen beispielsweise Richtlinien für Umweltmanagementsysteme fest, die ISO 9001 legt Anforderungen an Qualitätsmanagementsysteme fest und die ISO 50001 befasst sich mit Energiemanagementsystemen. Auch für die Datenerfassung und -auswertung gibt es Standards wie beispielsweise die ISO 14044, die sich mit Ökobilanzen beschäftigt, oder das Greenhouse Gas Protocol.Die Nachhaltigkeitsberichterstattung wird durch die CSRD rechtlich festgelegt, weitere Orientierungshilfe bieten beispielsweise die Global Reporting Initiative (GRI) oder der Deutsche Nachhaltigkeitskodex (DNK).
- IZU-Tool: EMAS-Kompass
- Internationale Organisation für Normung: ISO 14001
- Internationale Organisation für Normung: ISO 9001
- Internationale Organisation für Normung: ISO 50001
- Internationale Organisation für Normung: ISO 14044
- World Resources Institute: Greenhouse Gas Protocol (engl.)
Die Nachhaltigkeitsberichterstattung und die CSRD-Richtlinie
Die im Januar 2023 in Kraft getretene Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) ist eine Richtlinie der Europäischen Union zur Berichterstattung von Nachhaltigkeit in Unternehmen und bringt klar definierte Standards mit sich: Die European Sustainability Reporting Standards (ESRS). Mit der neuen CSRD verfolgt die EU das Ziel, die europäische Nachhaltigkeitsberichterstattung zu erweitern, zu verbessern und zu vereinheitlichen. Nachhaltigkeitsberichterstattung wird damit auf die gleiche Stufe wie die klassische finanzielle Berichterstattung gehoben und wird verpflichtend im selben Lagebericht festgehalten.Die CSRD-Richtlinie sieht vor, dass alle Unternehmen Berichterstattung zu festgelegten ESRS-Standards durchführen müssen. Neben den allgemeinen Standards decken die ESRS die Themenbereiche Umwelt, Soziales und Unternehmensführung ab. Weitere sektorspezifische Standards sowie spezielle KMU-Standards sind für 2024 angekündigt.
- CSR: Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD)
- IZU: Neue IZU-Handlungshilfe „10 Schritte zur CSRD“
Angebot des IZU: Werkzeug "Nachhaltigkeitsmanagement für KMU"
Der Weg zum Nachhaltigkeitsmanagement kann kompliziert und überfordernd wirken. Mit der richtigen Hilfe muss Nachhaltigkeit Ihnen aber keine Bauchschmerzen bereiten. Um Unternehmen mit Informationen, Materialien und Ressourcen zu unterstützen, bietet das IZU das Werkzeug "Nachhaltigkeitsmanagement für KMU" an. Darin werden die folgenden Handlungsfelder thematisiert:- Vom Umwelt- zum Nachhaltigkeitsmanagement
- Anspruchsgruppenanalyse und -dialog
- Nachhaltige Lieferkette
- SDG-Wegweiser
Weiterführende Informationen
Links
- StMUV: Umweltpakt Bayern
- Nachhaltigkeitsstrategien – Nachhaltiges Wirtschaften für Bayern, Deutschland und Europa
- IZU-Fachwissen: Global Reporting Initiative – Eine Übersicht
- Der Deutsche Nachhaltigkeitskodex des Rates für Nachhaltige Entwicklung – Eine Übersicht
- Global Compact der Vereinten Nationen
- IZU-Publikation: Gesellschaftliche Verantwortung von Unternehmen
- Internationale Organisation für Normung: ISO 26000 (engl.)
- Plant values: Nachhaltigkeitsmanagement im Unternehmen umsetzen - Konzepte und Instrumente
- Haufe: Nachhaltigkeitsmanagement