Die erste Umweltprüfung ist bei EMAS die erste umfassende Bestandsaufnahme des Ist-Zustands eines Betriebs bzgl. der Umweltaspekte, der Umweltleistung, der rechtlichen Situation sowie der organisatorischen Umsetzung. Gemeinsam mit der Umweltpolitik bildet die erste Umweltprüfung die Grundlage für ein fundiertes Umweltprogramm.
16. April: Zweiter Vor-Ort-Termin bei der A. Saumweber GmbH in die Nähe vom Tierpark in München. Seit 1934 befindet sich hier der Firmensitz der 1902 in der Au gegründeten Molkerei. Aus den kleinen Anfängen wurde im Laufe mehrerer Generationen ein europaweit angesehener Premium-Hersteller von Milchfetten und pflanzlichen Fetten. Die Bestandsaufnahme:
1. Schritt: Erhebung relevanter Umweltdaten
Zur Ermittlung der Umweltleistung des Betriebs werden für die Schlüsselbereiche Energieeffizienz, Materialeffizienz, Wasser, Abfall, Emissionen und biologische Vielfalt die Verbrauchsdaten erhoben. Dies sind energetische und stoffliche Input- und Outputdaten, wie z.B. Energieverbrauch, Rohstoffverbrauch oder Entsorgungsmengen. Zusätzlich werden Kennzahlen gebildet, die sogenannten Kernindikatoren bei EMAS.
Für die A. Saumweber GmbH war besonders interessant die Entwicklung des Energieverbrauchs im Produktionsprozess bezogen auf die Produktions- und Rohstoffmengen auszuwerten. Verbesserungen der Energieeffizienz über die Jahre werden sichtbar und umgesetzte Maßnahmen kommen zur Geltung.
2. Schritt: Ermittlung der rechtlichen Anforderungen aus dem Umweltrecht
Rechtskonformität ist ein wichtiger Bestandteil von EMAS. Zur ersten Umweltprüfung gehört daher eine systematische Bestandsaufnahme der Anforderungen aus dem Umweltrecht. Hierzu wird aus dem Umweltrecht und den Genehmigungsbescheiden herausgefiltert, welche umweltrelevanten Vorschriften den Betrieb betreffen. Anschließend wird überprüft, inwieweit diese Vorschriften eingehalten werden. Die relevanten Umweltvorschriften werden in einem Rechtskataster dokumentiert. Zudem bietet es sich an, eine Übersicht über alle Genehmigungen zu führen (Liste der Genehmigungen).
Bei der A. Saumweber GmbH wurde unter anderem überprüft, ob genehmigungsbedürftige Anlagen im Einsatz sind und ob diese gemäß den Genehmigungsauflagen betrieben werden.
3. Schritt: Betriebsrundgang
Bei einem Betriebsrundgang wird direkt vor Ort untersucht, wie die betriebliche Umweltpraxis aussieht.
Der Betriebsrundgang bei der A. Saumweber GmbH führte zunächst in die Produktion. Hier dreht sich alles um die Frage nach den Rohstoff- und Ressourcenverbräuchen. Jedoch auch das Gefahrstofflager und der Abfallplatz dürfen bei einem Betriebsrundgang nicht fehlen. So sollte z.B. die Lagerung kritisch hinterfragt werden. Hier darf der Versuch unternommen werden, wie eine externe Person auf den eigenen Betrieb zu schauen.
4. Schritt: Ermittlung und Bewertung von Umweltaspekten
Bei den Umweltaspekten werden sowohl direkte als auch indirekte Umweltaspekte ermittelt und bewertet.
Direkte Umweltaspekte (und deren Umweltauswirkungen) sind direkt mit den Betriebsaktivitäten (Tätigkeiten, Produkten oder Dienstleistungen) verbunden und können daher direkt durch den Betrieb kontrolliert und verändert werden (z.B. Ressourcen- und Rohstoffverbrauch).
Indirekte Umweltaspekte werden indirekt durch den Betrieb verursacht und sind nur begrenzt durch den Betrieb selbst zu beeinflussen (z.B. Umweltauswirkungen durch Lieferanten).
Anhand der in der EMAS Verordnung (Anhang I, 2.) gelisteten direkten und indirekten Umweltaspekte gilt es zu überprüfen, wie diese auf den eigenen Betrieb zutreffen. Möglicherweise gibt es weitere Umweltaspekte, die berücksichtigt werden sollten. Die identifizierten direkten und indirekten Umweltaspekte werden dann bewertet, z.B. hinsichtlich ihrer Umweltrelevanz und ihrer Steuerbarkeit durch den Betrieb. Als „bedeutend“ bewertete Umweltaspekte stehen dann z.B. bei der Erstellung und Umsetzung des Umweltprogramms im Fokus.
Die A. Saumweber GmbH hat unter anderem den Energieverbrauch im Produktionsprozess als bedeutenden direkten Umweltaspekt bewertet. Aufgrund der Verbrauchsmenge besteht eine hohe Umweltrelevanz. Außerdem kann bei Bedarf direkt auf die Verbrauchsmenge eingewirkt werden.
Auf den Lieferantenverkehr kann hingegen nur indirekt Einfluss genommen werden. Daher wurde dies als indirekter bedeutender Umweltaspekt eingestuft.
5. Bericht
Am Ende werden die Ergebnisse aus Schritt 1-4 in einem Bericht zusammengefasst: dem Bericht zur ersten Umweltprüfung.
Alle Vorlagen, die Sie für die Umweltprüfung brauchen – wie z. B. in Schritt 1 „Datenerhebung“ od. in Schritt 2 „Rechtskataster“ – finden Sie in den Arbeitsmaterialien zum Bayerischen EMAS-Kompass.